Intern
Katholisch-Theologische Fakultät

Von Onkel J., dem Matthäus-Evangelium – und der Eintracht Frankfurt

10.05.2011

Andreas Maier zu Gast beim Sonntagsdialog 2011

(asc) Am Sonntag, den 8. Mai, luden das Exerzitienhaus Himmelspforten und der Würzburger Lehrstuhl für Pastoraltheologie wieder zum Sonntagsdialog ein. Bei strahlendem Wetter und freier Zufahrt (der Termin wurde extra eine Woche vor den Stadtmarathon gelegt) fanden sich knapp 50 Literaturinteressierte im Burkardussaal des Bildungshauses der Diözese ein.

Der Lesung ging in guter Tradition ein Gottesdienst in der Kapelle des Exerzitienhauses voraus. In seiner Predigt bezog sich Erich Garhammer, Professor für Pastoraltheologie an der Universität Würzburg, auf die Tageslesung aus dem ersten Petrusbrief und auf die Emmaus-Geschichte des Lukas-Evangeliums. Beide Texte verbinde die Auseinandersetzung mit dem Fremden und die Freude am Erzählenkönnen: der Petrusbrief ist ein Trostbrief für christliche Gemeinden in der Minorität, mit der bekannten Aufforderung, jedem jederzeit über die christliche Hoffnung Auskunft zu geben; die Emmaus-Geschichte, gemäß der Osterpredigt Gregors des Großen, ist die Begegnung der Jünger mit dem „fremden“ Jesus, der sich durch fingiertes Weitergehen entzieht und gerade durch sein Sichentziehen den Jüngern nahe ist. Mit dieser Entfachung einer „heiligen Sehnsucht“ würden die Jünger in ihrer Gestalt aufgerichtet, groß gemacht und zum Erzählen berufen – zur Orthodoxie und Orthopraxie trete also die „Orthopädie des Glaubens“.

In der anschließenden Lesung trug Andreas Maier, der 1967 im hessischen Bad Nauheim geboren wurde, nicht, wie angekündigt, Passagen aus seinem jüngsten Roman „Das Zimmer“ vor, sondern verschiedene Kolumnen aus dem Band „Onkel J. Heimatkunde“. Dieses Buch stellt eine Sammlung von Kolumnen dar, die Maier von 2005 bis 2010 regelmäßig für die Wiener Zeitschrift „VOLLTEXT“ verfasst hat und die alle mit „Neulich“, so der Titel der Kolumne, beginnen. „Eine Lesung ist keine Verkaufsveranstaltung und sollte in den jeweiligen Augenblick passen“, so Maiers Begründung für den kurzfristigen Wechsel.

Mit seinen kurzweiligen Kolumnen zog der promovierte Germanist die Zuhörer sofort in seinen Bann und entführte sie in seine Wetterauer Welt – ein komisches und verrücktes Panoptikum aus Familie, Fußball, Matthäus-Evangelium, Kamelhaarstrickjacke, Apfelwein, Ostern und dem titelgebenden Onkel J., der auch den Protagonisten in „Das Zimmer“ gibt.

Im Gespräch, das der Lesung folgte, gewährte Andreas Maier Einblick in sein literarisches Schaffen, in seine Vorstellung des Begriffes „Heimat“ und in recht persönliche Einstellungen zu Glauben und Religion. Dazu gehörte u.a. der Satz, der bereits in den unter dem Titel „Ich“ veröffentlichten Frankfurter Poetikvorlesungen nachzulesen ist: „Das Matthäus-Evangelium ist das größte philosophische Werk des Abendlandes.“ Auch wolle er Gott einfach im Gespräch, im alltäglichen Tun und Denken halten, ohne ihn gleich in einen Diskurs bringen zu müssen, so der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Maier.

Beim anschließenden kulinarischen Abschluss bestand für die TeilnehmerInnen Gelegenheit zu weiteren Gesprächen mit dem Autor. Hier outete sich Andreas Maier als eingefleischter Eintracht-Frankfurt-Fan und kommentierte dies, trotz des für ihn schmerzhaften wohl endgültigen Abstiegs seiner Mannschaft in die Zweite Bundesliga am Abend zuvor, folgendermaßen: „Beim Aussuchen des Fußballvereins gibt es einfach keine Wahl.“

Downloads:

<link file:96463 download>Predigt und <link file:89610 download>Einführung von Prof. Dr. Erich Garhammer

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