Intern
Katholisch-Theologische Fakultät

Perimortale Aufmerksamkeit und poetische Pastoraltheologie

09.06.2011

Kann Kunst im Sterben trösten? - Vortrag von Erich Garhammer im Rahmen der Ringvorlesung "Der Tod und die Künste"

Prof. Garhammer (Mitte) mit den Initiatoren der Ringvorlesung "Der Tod und die Künste", Dr. Friederike Felicitas Günther und Vizepräsident Prof. Wolfgang Riedel (Foto: A. Schilling)

(asc) Im Rahmen der vom Institut für deutsche Philologie organisierten Ringvorlesung "Der Tod und die Künste" hielt Prof. Dr. Erich Garhammer am Dienstagabend im gut besuchten Hörsaal 166 am Sanderring einen Vortrag zum Thema "Kann Kunst im Sterben trösten? Ein Grenzgang zwischen Literatur und Theologie". Die Exempel einer  Ars moriendi zu verschiedenen Zeiten zeigte er an Beispielen aus Kunst und Literatur auf: für das Mittelalter die Bilder Ars, für die frühe Neuzeit das Dekameron Boccaccios und die Darstellung des Trionfo della Morte in Pisa, für die Gegenwart die Entwürfe zu einem dritten Tagebuch von Max Frisch und die Diktate über Sterben und Tod von Peter Noll. Das Gedicht Dann von Reiner Kunze sowie das Krebstagebuch So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein von Christoph Schlingensief bildeten den Epilog.

Die Verdrängung des Todes durch die Gesellschaft, die in den letzten Jahren immer wieder konstatiert wurde, sei mittlerweile einer „perimortalen Aufmerksamkeit“ gewichen, also einer Wiederhinwendung zum Sterben aufgrund völlig gewandelter Sterbesituationen, so der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät.

Im Gespräch nach dem Vortrag betonte Erich Garhammer, daß er eine "poetische Pastoraltheologie" vertrete, die kein Rezeptwissen parat habe, sondern die sich in Auseinandersetzung mit Literatur und Kunst Lebenssituationen aussetze – denn Poesie sei gedeutetes Leben. Dadurch werde eine biographienahe Seelsorge möglich. Diese Sensibilität gelte auch für den Umgang mit Sterben und Tod.

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