Intern
Katholisch-Theologische Fakultät

Der Jansenismus - eine "katholische Häresie" der frühen Neuzeit?

04.05.2011

Fachtagung des Lehrstuhls für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit

Cornelius Jansenius

Vom 12. bis zum 14. Mai 2011 veranstaltet der Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit im Tagungshaus Himmelspforten (Würzburg) die Fachtagung „Der Jansenismus – Eine ‚katholische Häresie‘ der frühen Neuzeit?“

Als komplexes, vielschichtiges Phänomen hatte der so genannte Jansenismus seinen Ursprung in den großen Gnadenstreitigkeiten des 16. und 17. Jahrhunderts, die innerhalb der katholischen Theologie auch nach dem Konzil von Trient andauerten. In dieser Diskussion suchte der Löwener Theologe Cornelius Jansenius eine Lösung. Dabei empfahl er, sich an einer unbestrittenen theologischen Autorität, an Augustinus, zu orientieren. Das Ergebnis seiner Studien legte Jansenius in seinem dreibändigen Werk „Augustinus“ nieder, das 1640 erschien. Weil er die Unwiderstehlichkeit der göttlichen Gnade und die Schwachheit des Menschen betonte, den Jesuiten aber vorwarf, in der Gnadentheologie dem Semipelagianismus, in der seelsorgerlichen Praxis einem leichtfertigen Laxismus zu huldigen, zog er sich deren erbitterte Gegnerschaft zu.

Bald verlagerte sich die Diskussion aus den Niederlanden nach Frankreich und strahlte später auch auf andere Länder aus. Hintergrund war eine tiefgehende Spaltung der französischen Kirche im 17. Jahrhundert. Jetzt wurde der Begriff „Jansenismus“ auf reformorientierte Kreise und Gruppierungen bezogen, die mit der Gnadentheologie des Jansenius wenig oder nichts zu tun hatten, aber von ihren (kirchen-)politischen Gegnern angefeindet wurden. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein wurden Katholiken zu „Jansenisten“ gestempelt, um sie in die häretische Ecke zu stellen. Dabei wies der Begriff eine ungeheure Bandbreite auf und barg durchaus Widersprüchliches in sich.

Mehrfach beschäftigte man sich in Rom mit Jansenius und dem „Jansenismus“. 1641 und 1642 wurde Jansens Werk verboten, 1653 folgte eine Verurteilung von fünf Sätzen des „Augustinus“. Dies rief in Frankreich einen Sturm der Entrüstung hervor, sah man darin doch eine Verurteilung des Kirchenvaters selbst. Die Jesuiten hingegen argumentierten mit der angeblichen Identität von kalvinistischer und jansenistischer Gnadenlehre, womit die Furcht vor einer neuen Häresie bzw. vor einer Spaltung Frankreichs geschürt und der französische König zum Einschreiten veranlasst wurde.

Über den Jansenismus als europäisches Phänomen der frühen Neuzeit mit seinen vielfältigen theologischen, historischen und politischen Implikationen referieren und diskutieren Experten aus verschiedenen Ländern und Wissenschaftsdisziplinen. Die Tagung wird gefördert von der Fritz-Thyssen-Stiftung.

Zeit: Donnerstag, 12. Mai 2011, 13.30 Uhr bis Samstag, 14.05.2011, 14 Uhr

Ort: Tagungshaus Himmelspforten, Mainaustraße 42, 97082 Würzburg

Anmeldung nur beschränkt möglich über dominik.burkard@theologie.uni-wuerzburg.de

Weitere Informationen finden Sie im <link file:95989 download>Programm der Tagung (PDF-Datei)

 

 

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