Intern
Lehrstuhl für Fundamentaltheologie und vergleichende Religionswissenschaft

DFG-Projekt: Analytische Theologie vs. Laientheologie

Charakteristische Familienähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den formallogischen Konstruktionen analytischer Theologie und den theologischen Konstruktionen gläubiger Menschen ohne theologische Bildung

Projektleiter: Dr. Johannes Grössl (Universität Würzburg), Prof. Dr. Ulrich Riegel (Universität Siegen)

DFG-Projekt (Sachbeihilfe): Projektnummer 439415467

Die an der Universität angesiedelte Strömung der „analytischen Theologie“ legt Wert auf klare Definitionen, formalisierbare Argumentationsstrukturen und die Offenlegung aller weltanschaulichen und wissenschaftstheoretischen Prämissen. „Laientheologie“ (in der für das Projekt relevanten Bedeutung) bezeichnet das Nachdenken über die Wirklichkeit Gottes und den Sinn von Leben und Welt von Menschen mit persönlichem Glaubensbezug, aber ohne diplomierte theologische Bildung. In beiden Fällen handelt es sich um Arten des Theologietreibens.

Auf den ersten Blick scheint es eine unüberwindbare Kluft zu geben – es stehen sich gegenüber:

  • Streng formalisierte Logik vs. Narrative Rationalität
  • Klar definierte Begriffe vs. Erfahrungsbasierte Aussagen
  • Allgemeingültige Erkenntnisse vs. „Alltagstauglichkeit“

Dieses Projekt wirft einen zweiten Blick auf die Gegenüberstellung – und fragt, neben den Unterschieden, nach inhaltlichen und strukturellen Parallelen beider Diskurse, welche bisher noch nicht systematisch untersucht wurden.

Am Beispiel möglicher Deutungen des Kreuzestodes Jesu wird untersucht, ob und inwiefern die vielfach behauptete Diskrepanz zwischen beiden theologischen Zugängen tatsächlich anzutreffen ist bzw. welche Familienähnlichkeiten und charakteristische Unterschiede beide Diskurse im Vergleich aufweisen.

Prof. Dr. Ulrich Riegel

Professor für Praktische Theologie und Religionspädagogik,
Universität Siegen

PD Dr. Johannes Grössl

Akademischer Rat am Lehrstuhl für Fundamentaltheologie und vergleichende Religionswissenschaft,
Universität Würzburg

Winnie-Lotta Weghaus

Wissenschaftliche Mitarbeiterin im
religionspädagogischen Teilprojekt,
Universität Siegen

Johannes Kronau

Wissenschaftlicher Mitarbeiter im
systematisch-theologischen Teilprojekt,
Universität Würzburg

 

Analytische Theologie und Laientheologie gelten allgemein als miteinander unvereinbar, weil die streng formale Logik der Ersteren für Laien unverständlich bleibt und die narrative Logik der Zweiteren die analytisch-theologischen Standards unterläuft. Gleichwohl liegt es nahe, dass inhaltliche Deutungen, die in der Analytischen Theologie vertreten werden, auch von Laientheologen formuliert werden. Außerdem scheint es in der jüngeren Analytischen Theologie eine Hinwendung zur Erste-Personen-Perspektive zu geben, wie sie für Laientheologie typisch ist.

Das Projekt fragt, welche charakteristischen Familienähnlichkeiten und Unterschiede es zwischen den Theorien analytischer Theologie und den Deutungen gläubiger Menschen ohne theologische Bildung hinsichtlich des Todes Jesu am Kreuz gibt.

Um die Forschungsfrage zu beantworten, untersucht das Projekt

  1. die analytisch-theologische Debatte zum Kreuzestod Jesu mit Hilfe der Diskursanalyse und
  2. erhebt auf der Grundlage von Gruppendiskussionen, in denen sich gläubige Menschen mit dem Kreuzestod Jesu unterhalten, typische Deutungsmuster von Laien mit Hilfe der Dokumentarischen Methode.
  3. Beide Befunde werden dann anhand der Qualitative Comparative Analysis auf charakteristische Familienähnlichkeiten und Unterschiede untersucht.

Die Bedeutung des Vorhabens liegt im systematischen Vergleich zweier für die Theologie wichtiger Diskurse, denn sowohl die analytisch-theologische Logik als auch die Erste-Person-Perspektive gläubiger Laien stellen grundlegende Aspekte des theologischen Geschäfts dar. Mit den Befunden kann nicht nur das Beziehungsgefüge beider Diskurse ermessen werden, sondern sie können auch zu einer praktischen Verankerung der Analytischen Theologie beitragen, insofern deutlich wird, wo man diese Anknüpfungspunkte im gelebten Glauben findet und wo der gelebte Glaube bei analtisch-theologischer Theoriebildung andocken kann.

Würzburg: Johannes Grössl & Johannes Kronau

Siegen: Ulrich Riegel & Winnie-Lotta Weghaus