Intern
Lehrstuhl für Altes Testament und biblisch-orientalische Sprachen

Bericht zur Bibelauslegung mit ökologischer Hermeneutik

15.06.2021

Am 10. Mai 2021 fand das alttestamentliche Oberseminar mit Professor Dr. Hans Ulrich Steymans OP zur Bibelauslegung mit ökologischer Hermeneutik statt. Den dazugehörigen Bericht finden Sie hier.

Das Würzburger und Regensburger AT-Oberseminar mit Professor Dr. Hans Ulrich Steymans OP (1. Reihe, 2. von rechts)

Das gemeinsame alttestamentliche Oberseminar von Professorin Dr. Barbara Schmitz und Professor Dr. Christoph Dohmen der Universitäten Würzburg und Regensburg thematisierte Bibelauslegung mit ökologischer Hermeneutik. Den informativen Vortrag von Professor Dr. Hans Ulrich Steymans besuchten am 10. Mai 2021 rund 20 Teilnehmer*innen aus Wissenschaft, Schule und Pastoral.

Er behandelte die historischen Wurzeln der ökologischen Krise und verdeutlichte dabei die Rolle des Christentums. Der erste Schöpfungsbericht wurde als Rechtfertigung für die menschliche Dominanz missbraucht und das führte in den von einem lateinischen Christentum geprägten Ländern seit dem Mittelalter zu einer Geringschätzung der Natur als etwas, das bezwungen und beherrscht werden muss. Doch zeigen die Wertschätzung der natürlicher Lebenszyklen in den Ostkirchen und das Beispiel des Franz von Assisi Perspektiven für eine ökologisch verantwortete Theologie auf. Die Ökotheologie erkennt den Wert der gesamten Schöpfung an und erforscht die Beziehungen zwischen Kosmologie, Spiritualität und Ethik. Darüber hinaus verbindet sie in der katholischen, orthodoxen und anglikanischen Tradition sakramentale und in der reformierten Tradition bundestheologische Verpflichtungen. Zentrales Ziel ist die Öko-Gerechtigkeit, wobei die Notlage der Erde und ihrer pflanzlichen und tierischen Lebensformen sowie ihrer ärmsten menschlichen Bewohner*innen zusammengehören.

In der ökologischen Bibellektüre gibt es verschiedene Zugänge, dazu gehört das Earth Bible Project: Basierend auf einer Hermeneutik des Verdachts untersucht es biblische Texte und die Tradition, um latente Kausalitäten der Entwertung der Erde aufzudecken. Dabei wird anerkannt, dass viele traditionelle Lesarten der Bibel anthropozentrisch, patriarchal und androzentrisch geprägt sind. Das Earth Bible Project untersucht, wo die Erde in Bibeltexten Subjekt ist und wie biblischen Texte die gesamte Erdgemeinschaft in den Blick nehmen. Das demonstrierte Professor Dr. Hans Ulrich Steymans OP mit einer ökotheologischen Exegese von Jes 14.

Die Teilnehmer*innen diskutierten angeregt über die hermeneutischen Implikationen dieses Zugangs und betonten beispielsweise die Nähe zu feministischen oder postkolonialen Lektüren, die ebenfalls machtkritisch angelegt sind. Es wurde deutlich, dass die ökologisch orientierte Exegese auch für weitere Bibeltexte fruchtbar gemacht werden kann und dass sich Theolog*innen stärker für die Ökologie einsetzen sollten.

Links

Earth Bible Project

Schöpfungszeit / Season of Creation

The Green Bible

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