Intern
Lehrstuhl für Religionspädagogik

2. Forum Christentum-Islam

Gender in Islam und Christentum

2. Forum Christentum – Islam am 21. Juni 2007

Christentum und Islam tradieren normative Männer- und Frauenbilder. Mit Blick auf die gleiche Würde von Frau und Mann und die Verantwortlichkeiten in Familie und Gesellschaft zeigen sich Unterschiede sowohl innerhalb der beiden Religionen, als auch zwischen dem Christentum und dem Islam. So gibt es christliche Positionen, die die Unterordnung der Frauen unter die Männer religiös legitimiert sehen, aber auch christliche Positionen, die die gleiche Würde von Frau und Mann aus der gemeinsamen Gottesebenbildlichkeit ableiten und stark machen. Ebenso gibt es im Islam Stimmen, die beispielsweise das Tragen eines Kopftuchs als Schutz vor sexueller Ausbeutung sehen, andere wiederum sehen darin die Unterwerfung der Frau unter den Mann. Geschlechtsrelevante Unterschiede zwischen dem Christentum und dem Islam zeigen sich etwa in Erziehungsfragen. Während unter moderner christlicher Perspektive einer gemeinsamen Erziehung von Mädchen und Jungen nichts im Weg steht, ist diese innerhalb des modernen Islams nicht selbstverständlich. Bezüglich der Geschlechterrollen und dem Zusammenleben der Geschlechter gibt es allem Anschein nach eine Vielzahl von Überzeugungen in diesen beiden Religionen.

Aber die Frage des Zusammenlebens der Geschlechter ist für moderne Gesellschaften insgesamt virulent. Die traditionelle Aufgabenverteilung zwischen Frauen und Männern wird stets mehr abgelehnt, ohne dass es bereits anerkannte ausbalancierte Modelle für die Vereinbarkeit von Kindererziehung und Erwerbsarbeit gibt. In öffentlichen Bildungseinrichtungen wird um eine emanzipatorische Erziehung gerungen, die Mädchen und Jungen dazu befähigen soll, selbstbewusst mit geschlechtsstereotypen Erwartungen umzugehen. Geschlechterrollen durchziehen alle Bereiche der Wirklichkeit. Auf der einen Seite bieten sie Orientierung, auf der anderen Seite engen sie die selbst bestimmte Entwicklung einer geschlechtlichen Identität ein und verteilen die Chancen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, ungleich zwischen Frauen und Männern. Es ist davon auszugehen, dass kulturelle und religiöse Gender-Konzepte nicht unabhängig voneinander bestehen.

In der westlichen Welt werden die Wirkungen religiöser Geschlechter-Normen kritisch verfolgt. Fragen entzünden sich beispielsweise hinsichtlich der Konzepte für religiöse Bildung an öffentlichen Schulen. Werden im islamischen Religionsunterricht Geschlechtsrollenmodelle vermittelt, die den modernen Gesellschaftsauffassungen widersprechen und die vor allem Mädchen die Integration in die Gesellschaft erschweren? Und ist der christliche Religionsunterricht frei davon, traditionelle Frauenbilder, die Mädchen einengen und stereotype Aufgabenverteilungen reproduzieren, religiös zu verstärken? In der modernen Gesellschaft müssen sich die Religionsgemeinschaften dem Gleichheitsideal der Geschlechter stellen. Sie werden an diesem Ideal gemessen und von ihnen wird erwartet, dass sie einen Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit leisten. Inwieweit damit gerechnet werden kann, will das Forum klären.

Das Forum will die Geschlechtsrollenmodelle untersuchen und kritisch diskutieren, die in religiösen Überzeugungen sowie Glaubensvollzügen sichtbar werden. Ferner wird die Wirkung dieser Geschlechter-Normen auf den Alltag von Frauen und Männern herausgearbeitet. In zwei Vorträgen wird dies sowohl für den Islam wie auch für das Christentum geschehen.

Ein Podium stellt sich in einem weiteren Schritt der Frage, ob die Pluralität der modernen Gesellschaft dazu beitragen kann, die Differenz und Veränderbarkeit geschlechtsstereotyper Erwartungen zu betonen. Welchen Beitrag können religiöse Bildungsprozesse dazu leisten, Mädchen und Jungen neben der angestrebten Autonomie auch Orientierung bezüglich der Entwicklung ihrer Geschlechterrollen zu bieten?

Programm
 
14.00 – 14.15
Begrüßung
Prof. Dr. Hans-Georg Ziebertz
 
14.15 – 14.45
Gender – eine Einführung in den Begriff
Dr. Ulrich Riegel
 
14.45 – 15.45
Geschlechter-Normen im Christentum und ihre Wirkung im Alltag
Dr. Angela Kaupp
 
16.00 – 17.00
Geschlechter-Normen im Islam und ihre Wirkung im Alltag
Prof. Dr. Grit Klinkhammer
 
17.15 – 18.45
Podium
Prof. Dr. Grit Klinkhammer
Dr. Angela Kaupp
Dr. Ulrich Riegel
Moderation: Dipl.-Theol. M.A. soz-wiss Barbara Remmlinger
 
18.45 – 19.00
Abschluss
Prof. Dr. Hans-Georg Ziebertz