Intern
Lehrstuhl für Religionspädagogik

Intrapsychische Prozesse interreligiösen Lernens

Wer bin ich vor dir?

Forschungsprojekt von PD Dr. Boris Kalbheim

Interreligiöses Lernen ist gegenwärtig eine vorrangige Aufgabe des Religionsunterrichtes. Seit längerer Zeit werden eine Reihe von Konzepten und Arbeitsvorschlägen entwickelt, eine Evaluation bleiben diese Konzepte schuldig. Um Konzepte interreligiösen Lernens zu reflektieren und wird die Identität von Jugendlichen beschrieben, indem Aneignungsprozesse von Erfahrungen mit anderen Religionen untersucht werden. Dazu sind Gruppeninterviews geführt worden, in denen Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahre sich über ihre Erlebnisse in Bezug auf andere Religionen austauschen.

Die Untersuchung der Daten erfolgt mit einer Variante der objektiven Hermeneutik; sie orientiert sich an sprachlichen Strukturen in den Interviews und kann so die Aussagen der Jugendlichen miteinander in Beziehung setzen.

Die Identität des Menschen entwickelt sich nach dieser Untersuchung in einem dreidimen­sionalen Raum, bestimmt von einer Dimension der Moral, einer Dimension des Abstandes und einer Dimension der Einstellung. Innerhalb dieses Raumes kann das menschliche Ich sich selbst und andere Menschen – Gesprächspartner, Fremde oder potentielle Bekannte – verorten; die Koppelung von Ich und Umgebung kann in Orientierung an die Filmwissenschaft als „Diegese“ bezeichnet werden. Das „diegetische Selbst“ ist eine Weiterentwicklung von dialogischen und narrativen Konzeptionen des menschlichen Selbst; mit diesem diegetischen Selbst lassen sich Aneignungs- und Ablehnungsprozesse in Bezug auf andere Religionen beschreiben und evaluieren; darüber hinaus werden mit Hilfe des diegetischen Selbst die Beziehung von Mensch und Mitmensch sowie die Beziehung von Individuum und Gesellschaft greifbar.