Intern
Lehrstuhl für Religionspädagogik

Das Ende der Kreidezeit – geht gute Lehre nur digital?

Über die Auswirkungen von digitalen Medien auf Lernprozesse am Beispiel der religionspädagogischen Ausbildung von Lehramtsstudierenden

Forschungsprojekt von Katharina Grunden, BA

Die Struktur der Hochschullehre wird auf der einen Seite von wissenschaftlichen pädagogischen und didaktischen Entwicklungen geprägt und auf der anderen Seite durch Gesellschaft und Politik bestimmt. In Gesellschaft und Politik wird aktuell die Notwendigkeit der Digitalisierung von Bildung betont. Man verspricht sich durch digitale Bildung eine zeitgemäße, wettbewerbsfähige Bildung. In der Pädagogik und Didaktik spielt derzeit der sogenannte shift from teaching to learning eine wesentliche Rolle; im Hinblick auf Lernprozesse sind Lernendenorientierung und Interaktivität gefordert.

Befürworter wie Hersteller digitaler Medien vereinen politische Trends und pädagogisch-didaktische Tendenzen, indem sie darauf hinweisen, dass der Einsatz moderner digitaler Medien die Umsetzung tendenziell wichtiger Lernkonzepte ermöglicht und somit Lernerfolg begünstigen kann. Vor diesem Hintergrund soll das Projekt empirisch überprüfen, inwiefern Lernen mit digitalen Medien anders ist als Lernen mit analogen Medien. Dabei stehen folgende Fragen im Zentrum:

  • Fördert ein digitaler Medieneinsatz die Konzepte Lernendenorientierung und Interaktivität anders als ein analoger Medieneinsatz?
  • Fördert ein digitaler Medieneinsatz den shift from teaching to learning anders als ein analoger Medieneinsatz?
  • Fördert ein digitaler Medieneinsatz den Kompetenzerwerb Studierender und somit ihren Lernerfolg anders als ein analoger Medieneinsatz?

Ein Fokus zur Beantwortung dieser Fragen liegt auf der Perspektive der Studierenden.

Dazu wurde im Sommersemester 2019 eine Vergleichsstudie im Rahmen der Lehrerbildung im Fachbereich Religionspädagogik an der Universität Würzburg durchgeführt. Es gab zwei Gruppen Studierender, die parallel ein curricular-gleiches Seminar zum Thema „Religionspädagogische Lehr-Lern-Forschung“ besuchten. Eine Gruppe wurde in ihren Lernprozessen von digitalen Medien begleitet, die andere ausschließlich von analogen Medien.

Innerhalb dieses Forschungsdesigns gab es verschiedene empirische Erhebungsmethoden: Erstens wurde der Wissenstand und die Kompetenzselbsteinschätzung der Teilnehmenden durch Pre-Post-Tests am Anfang und am Ende des Semesters erhoben (N = 10/22). Zweitens wurden nach Abschließen des Seminars leitfragenorientierte Interviews mit allen Teilnehmenden geführt, in denen nach ihren Lernerfahrungen insbesondere in Bezug auf die Medien gefragt wurde (N = 37). Zudem wurden jeweils drei Sitzungen videographisch aufgezeichnet und einzelne Sitzungsprotokolle angefertigt.

Die Auswertung ist derzeit in Arbeit.

Insgesamt strebt das Projekt eine kritische Einschätzung aktueller politischer und pädagogischer Entwicklungen in Richtung digitales Lernen und digitale Bildung durch eine theoretische wie empirische Reflexion an und versucht außerdem Kriterien zu einem adäquaten Umgang mit modernen digitalen Medien zu generieren.