Planung der Diplomarbeit
Tipps zur Planung der Diplomarbeit
Die Abschlussarbeit soll zeigen, daß der Prüfungsteilnehmer zu selbständigem wissensschaftlichen Arbeiten befähigt ist. Besonders am Anfang einer solchen Arbeit sind Um- und Irrwege nicht selten. Sie können helfen, den Horizont und die Tiefe der gewählten Thematik auszuloten, liegen aber manchmal auch in der fehlenden Präzision in der Fragestellung und Zielsetzung der Thematik begründet. Um letzteres möglichst auszuschließen, werden Studentinnen und Studenten, die am Lehrstuhl für Religionspädagogik ihre Abschlußarbeit schreiben wollen, gebeten, zu Beginn der Arbeit ein Exposé von max. 1 Seite zu erstellen, das Informationen zum Problemkontext, der Fragestellung, dem Ziel und der projektierten Methodik aufgreift. Es kann bereits vor dem ersten Treffen mit dem Dozenten am Lehrstuhl eingereicht werden und dient damit als Gesprächsgrundlage. Ist ein solches Exposé noch nicht möglich, dient ein erstes Gespräch dazu, ein solches zu verfassen.
In der Anfangsphase der Arbeit empfiehlt es sich, alles verfügbare Material (Literatur, Statistiken, Medien, ...) zur Thematik zu sammeln. Erfahrungsgemäß ist es im einem späteren Stadium der Arbeit leichter, vorhandenes Material nicht zu berücksichtigen, als neue Aspekte zu erarbeiten.
Weiterhin sollten sie zu jeder Zeit gründlich und genau arbeiten. Das betrifft vor allem die Dokumentation der gesichteten Literatur und die Herkunft der Excerpte, Zitate oder Materialien. Eine Rekonstruktion im Nachhinein ist mühsam und zeitaufwendig.
Es gibt keine Regel, wie oft Sie sich mit ihrem Dozenten über Ihre Arbeit unterhalten sollten. Das geforderte selbständige Arbeiten verlangt einerseits eigene Bemühungen, schließt andererseits jedoch das Gespräch mit dem Dozenten nicht aus. Auf jeden Fall sollten Sie ihre Gliederung und wesentliche inhaltliche Veränderungen im Laufe der Arbeit mit ihm absprechen.
Im Folgenden finden Sie eine kurze Charakteristik der für das Exposé relevanten Aspekte.
1. Problemkontext
Sie sollten formulieren können, was der allgemeine Problemkontext Ihres Themas ist. Persönlich-biographische Hintergründe spielen sicher eine Rolle für die Wahl eines Themas. Es muß aber auch ein theoretisches Problem geben, das sich auf einen bestimmten problematischen Zustand in der religiösen Praxis bezieht. Welche praktischen und theoretischen Facetten hat das Problem? Diese Frage ist insofern wichtig, weil sich aus dem Problemkontext Ihr Untersuchungsfokus ableiten läßt. Z.B.: In der Moralerziehung stoßen Sie auf das Problem des Wertpluralismus auf gesellschaftlicher Ebene und auf den Anspruch zur Selbstbestimmung auf der Ebene des Individuums. Gleichsam dazwischen - auf der Ebene der Institutionen - entdecken Sie in manchen kirchlichen Verlautbarungen die Forderung, Moralerziehung im kirchlichen Kontext bedeute die Weitergabe bestimmter ausgewählter Werte und Normen. Sie zeigen auf, welche Dilemmata sich hieraus ergeben (können).
2. Fragestellung
Ein Problemkontext ist in aller Regel breit und vielschichtig - zu breit und zu vielschichtig, um alle Facetten einzubeziehen. Sie müssen aus dem Problemkontext eine (oder mehrere) konkrete Frage(n) begründet auswählen, die Sie konkret untersuchen wollen. Formulieren Sie diese Frage(n) so scharf wie möglich. Am Beispiel der Moralerziehung: "Erleben Religionslehrer/innen und Katechet/inn/en in Ihrem beruflichen Alltag eine Spannung zwischen gesellschaftlichem Wertpluralismus und individuellem Selbstbestimmungsanspruch auf der einen Seite sowie einer in kirchlichen Dokumenten unzutreffenden Verpflichtung für Religionslehrer/innen und Katechet/inn/en, bestimmte Werte und Normen an Jugendliche weiterzugeben? Wenn sie eine solche Spannung erfahren, wie erfahren und wie lösen sie diese?" Die Fragestellung nimmt Bezug auf das 'materiale Objekt' der Untersuchung.
3. Ziel
Das 'formale Objekt' Ihrer Untersuchung läßt sich präzisieren mit dem 'Geist', aus dem heraus das ganze Projekt seine theologische/religionspädagogische Relevanz bezieht. Wenn Sie am Ende eine Antwort auf die Fragestellung (II.) gefunden haben, wofür steht das Ergebnis? Welchen Beitrag wollen Sie damit zur Erhellung des Problemkontextes liefern (I.)? Am Beispiel der Moralerziehung: "Meine Untersuchung soll die Probleme im moralpädagogischen Bildungsalltag sichten, ordnen, erhellen und einen Beitrag liefern für eine adäquatere Konzeptualisierung entsprechender Projekte in der Lehreraus- und -fortbildung."
4. Methode
Die Untersuchung der Fragestellung erfordert eine adäquate Methode. In aller Regel verlangt die Erforschung eines Praxisproblems "Feldkontakt", d.h.: Theoretische und hermeneutische Arbeitsweisen müssen mit quantitativen (z.B. Fragebogen) oder qualitativen Elementen (z.B. Interviews) verbunden werden. In relevanten Fällen sind auch literaturorientierte, d.h. rein hermeneutische Arbeiten möglich.
Zum Training einer solchen Konzeption sei hingewiesen auf eine Übung, die vom Lehrstuhl in regelmäßigen Abständen angeboten wird. Gleiches gilt für die Einübung in den Methodengebrauch.