Intern
Katholisch-Theologische Fakultät

„Zur Situation der Kirche in Irland“

11.07.2017

Vortrag von Erzbischof Diarmuid Martin (Dublin)

Erzbischof Diarmuid Martin während seines Vortrags

Auf Einladung des Bistums Würzburg und der Würzburger Kath.-Theol. Fakultät war am Kiliani-Wochenende Erzbischof Diarmuid Martin (Dublin) in Würzburg zu Gast. Nach einer gemeinsamen Pontifikalvesper mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann hielt Martin am Samstag, den 08.07.2017, im Toskanasaal der Würzburger Residenz vor zahlreichen Interessierten einen Vortrag zum Thema "Zur Situation der Kirche in Irland".

In seinem Vortrag zeichnete Erzbischof Martin ein nüchternes, realistisches aber keineswegs pessimistisches Bild der irischen Kirche. Zu Beginn stellet er in einem kurzen Abriss die historische Bedeutung Irlands nicht nur für die Mission des europäischen Festlandes, sondern weltweit sowie die Rolle der katholischen Bevölkerung im Hinblick auf die Erlangung der Unabhängigkeit Irlands von der britischen Krone dar. Gegenwärtige Entwicklungen des immer noch als flächendeckend katholisch geltenden Landes zeigte Martin im Anschluss auf: Laut der jüngsten Volkszählung von 2016 betrachten sich immer noch 78 % der Iren der Katholischen Kirche zugehörig. Dennoch darf diese Zahl nicht über den auch hier stattfindenden Rückgang hinwegtäuschen, denn 2011 waren es noch stolze 84 % und die Gottesdienstbesucher-Zahlen liegen im landesweiten Durchschnitt bei 18 %. Obgleich die allermeisten Grundschulen in kirchlicher Trägerschaft sind, scheinen sie der christlich-religiösen Regression nichts entgegensetzen zu können. Gründe für die zunehmende Säkularisierung Irlands lägen nach Meinung des Erzbischofs darin, dass Irland schon lange keine isolierte Insel mehr sei, sondern vom europäischen Festland und der allgemeinen Säkularisierung beeinflusst würde. Die angedeuteten Entwicklungen seien aber nicht durchweg als negativ zu betrachten. So würde bei Schülern der kirchlichen Schulen in Irland immerhin ein hohes Maß an Toleranz und Großzügigkeit festgestellt – dies seien ja durchaus christliche Werte.

Martin freue sich sehr darüber, dass sich immer noch der überwiegende Teil der Iren als katholisch betrachte. Damit dies so bleibe brauche die Katholische Kirche aber dringend Reformen, die zunächst darin bestünden, dass sich Kirche von ihren „Monumenten“ löse, was nicht nur Immobilien, sondern auch überkommene Ideen, Strukturen oder eine zu starke Fixierung auf den Klerus meint, die der Verbreitung und Entfaltung des Glaubens so nicht mehr dienten. Reform dürfe aber nicht zu mehr Bürokratie führen, denn diese wiederum sei noch resistenter gegen Veränderung, als Strukturen an sich – so zumindest sei seine Erfahrung. Es brauche außerdem, so plädierte Martin zum Schluss, Theologen und –innen die mittels ihrer intellektuellen Fähigkeit bereit sind, die Botschaft Jesu Christi nicht nur zu verteidigen, sondern sie so zu vermitteln, dass die Menschen heute sich angesprochen fühlen und diese wieder bedenken.

Der Vortrag Martins bildete den Auftakt einer jährlichen Kilini-Lecture, bei der Angehörige des Saint Patrick's College (Maynooth / Dublin), mit dem die Würzburger Kath-Theol. Fakultät seit einigen Jahren ein ERASMUS-Abkommen unterhält, zu wechselnden Themen sprechen.

 

Zur Person

Erzbischof Diarmuid Martin wurde 1945 in Dublin geboren. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie wurde er 1969 zum Priester geweiht. Ab 1976 war er für den Päpstlichen Rat für die Familie tätig. 1986 wurde er zum Vizepräsidenten,1994 zum Generalsekretär des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden ernannt. Die Ernennung zum Titularbischof folgte 1998. Die Bischofsweihe spende ihm Papst Johannes Paul II persönlich. 2003 wurde er zum Koadjutor des Erzbischofs von Dublin, Desmond Kardinal Conell, ernannt. 2004 folgte er diesem im Amt nach und ist seitdem Erzbischof von Dublin und Primas von Irland.

Text / Bilder: Marco Weis

 

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