Intern
Katholisch-Theologische Fakultät

Welche Werte wozu?

27.05.2011

Universitäts-Ringvorlesung startet am 30. Mai - Fünf hochkarätige Referenten beschäftigen sich mit ethischen Fragen

Sollen Manager ethisch handeln? Sind säkularisierte Gesellschaften weniger moralisch als religiöse? Und gibt es überhaupt „christliche Werte“? Mit diesen und weiteren Fragen befassen sich fünf Referenten ab dem 30. Mai im Rahmen der Ringvorlesung der Universität Würzburg, die von der Katholisch-Theologischen Fakultät mitbetreut wird.

Religion, Ethik und Moral gehören seit jeher zusammen. Aber seit den Tagen der großen Moraltheologen Augustinus, Thomas von Aquin und Martin Luther haben sich die Welt und der Blick der Menschen auf diese gewandelt. Der Nobelpreisträger, Philosoph und Mathematiker Bertrand Russel schreibt dazu: „Die moderne Menschheit hat zwei Arten von Moral: eine, die sie predigt, aber nicht anwendet, und eine andere, die sie anwendet, aber nicht predigt.“

Wer die Aussagen, Kommentare und die allgemeine Stimmung seit der Finanz- und Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre betrachtet, kann Russels Aussage kaum widersprechen. Fast überall fordern Kommentatoren, Politiker und Bürger eine ethische Neuausrichtung der Wirtschaft. Geändert hat sich wenig. Stimmt also Russels Einschätzung der moralischen Schizophrenie des Menschen? In der Ringvorlesung behandeln die Redner Themen aus dem Bereich Christentum – Ethik - Wirtschaft mit unterschiedlichen Ansatzpunkten.

Das Programm der Ringvorlesung „Welche Werte wozu?“

Die Vorträge finden montags um 19 Uhr im Hörsaal 127 der Universität am Sanderring 2 statt. Der Eintritt ist frei. Das Programm:

30. Mai: „Ethik und Wirtschaft – ein Widerspruch? Ethik für Manager“ (Prof. Dr. Dr. Ulrich Hemel, Universität Regensburg)

Unter Christinnen und Christen gilt ein Generalverdacht: Gewinnstreben und ethisches Handeln sind ein Widerspruch. Durch die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 stehen aber auch in vielen Unternehmen ethische Fragen im Mittelpunkt des Interesses. Trotzdem bleibt die Frage: Wie weit steckt hinter dem homo oeconomicus eine realistische Anthropologie? Wie lassen sich die Praxis der Menschenwürde und wirtschaftliches Handeln vereinbaren?

6. Juni: „Wie gewiss ist das Gewissen? Die Frage nach dem Wertmaßstab im Kopf“ (Prof. Dr. Eberhard Schockenhoff, Universität Freiburg)

Der Beitrag analysiert die klassischen theologischen Gewissenstheorien von Augustinus, Thomas von Aquin und Martin Luther unter der Frage, inwieweit sie eine normative Funktion des Gewissens kennen. Als Leitfaden dazu wählt Schockenhoff das kritische Urteil Heideggers über die „vulgären“ Gewissensdeutungen der Tradition, von denen dieser seine eigene existenzial-ontologische Auslegung abheben möchte.

20. Juni: „Haltung zeigen!“ (Dr. Petra Bahr, Evangelische Kirche Deutschland)

Anstand und Demut, Tapferkeit, Vergebungsbereitschaft und Maß - Tugenden, die ziemlich auf den Hund gekommen sind. Sind die alten christlichen Tugenden noch zu retten? Und ob! Als innere Haltung in einer unübersichtlichen Welt, in der sich jeder seine Moral so biegt, wie er sie braucht, verleihen sie Menschen Rückgrat, das beweglich bleibt und trotzdem mit geradem Rücken durchs Leben gehen lässt.

27. Juni: „Führt Säkularisierung zum Moralverfall? Einige empirisch gestützte Überlegungen“ (Prof. Dr. Hans Joas, Universität Erfurt)

Die breiten öffentlichen Debatten über Religion und Ethik leiden oft an einem Mangel an empirischer Begründung. Nach einigen einleitenden Bemerkungen über den Stand dieser Debatten geht der Vortrag in vier Schritten vor. Zunächst wird untersucht, ob die Moralität in stark säkularisierten Gesellschaften eine bloße Nachwirkung religiöser Traditionen ist. Dann wird anhand von Stammesgesellschaften gefragt, ob Religion überhaupt immer konstitutiv für Moral war. Drittens wird anhand eines Beispiels aus der christlichen Mission auf die möglichen Auswirkungen einer neuen Religion auf traditionelle moralische Strukturen hingewiesen. Schließlich werden diese Überlegungen zu einer These vom doppelten Ursprung der Moral zusammengeführt.

11. Juli: „Gibt es christliche Werte?“ (Prof. Dr. Ulrich Körtner, Universität Wien)

Moralisch Werte stehen hoch im Kurs - solange sie einen selbst nicht hindern, die eigenen Interessen zu verfolgen. In öffentlichen Debatten, politischen zumal, werden gerne Werte beschworen, ohne die eine Gesellschaft keinen Bestand haben könne. Gern beruft man sich insbesondere auf christliche Werte. Doch worin bestehen diese? Gibt es überhaupt christliche Werte? Der Philosoph Krysztof Michalski wirft ein, dass „die frühen Christen, soweit wir wissen, nicht von ‚Werten’“ sprachen: „weder von ‚christlichen’ noch von ‚Familienwerten’ und erst recht nicht von ‚europäischen’ oder ‚nationalen’ Werten." Der evangelische Theologe Eberhard Jüngel meint gar, christliches Ethos und Wertethik seien einander feind. Haben beide recht oder liegen sie falsch?

Downloads (PDF-Dateien):

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