Intern
Katholisch-Theologische Fakultät

"Liturgie feiert den Kern des Glaubens"

14.03.2012

Fastenpredigt von Professor Stuflesser im Neumünster zum Thema "Konzil und Liturgie"

(POW) Der Glaube an Jesus Christus ist der Bezugspunkt christlicher Liturgie schlechthin. Das betonte Professor Martin Stuflesser, Inhaber des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft an der Universität Würzburg, bei seiner Fastenpredigt am 7. März, in der Neumünsterkirche. Das Zweite Vatikanische Konzil und die Liturgie waren das Thema.

Die Antwort der Zuwendung Gottes zu den Menschen sei der Lobpreis Gottes in der Liturgie. Mit Blick auf das Konzil hob Stuflesser zwei Themenfelder hervor, mit denen sich die Bischöfe auseinandergesetzt haben: „Die Frage, was wir überhaupt feiern, wenn wir Liturgie feiern. Und daraus folgt die Frage nach der angemessenen Gestalt der liturgischen Feier als Feier der gesamten, versammelten Kirche. Hier geht es vor allem um die tätige Teilnahme.“ Stuflesser erklärte, dass die Bischöfe zu ihrer Zeit einen großen Reformbedarf im Bereich der Liturgie gesehen hätten. Die Bibel- und die liturgische Bewegung seien die Wegbereiter der Liturgiereform gewesen.

Die offiziellen liturgischen Texte und auch die lehramtlichen Verlautbarungen hätten immer daran festgehalten, dass die Feier der Liturgie unter der Leitung des Bischofs oder des Priesters Sache des gesamten, versammelten Gottesvolkes ist, erinnerte Stuflesser. Doch das Volk sei über Jahrhunderte hinweg mehr und mehr in die Rolle eines nur beiwohnenden Zuschauers und Statisten gedrängt worden. „Während der Priester die Messe las, betete das Volk fromme Andachten oder den Rosenkranz.“ Dass hier Handlungsbedarf bestand, sei schon vor dem Konzil bewusst gewesen. „Von Papst Pius X. ist der Wunsch überliefert, die Gläubigen mögen doch nicht in der Liturgie beten, also womöglich parallel und gar irgendetwas, sondern bitte die Liturgie beten!“

Bei der Reform der Liturgie hatten die Konzilsväter das Ziel, „das christliche Leben unter den Gläubigen mehr und mehr zu vertiefen“, zitierte Stuflesser den ersten Artikel der Liturgiekonstitution. Als Kern der Liturgie habe das Konzil die Feier des Pascha-Mysteriums Jesu Christi bezeichnet – also die Feier des Leidens, der Auferstehung und der Himmelfahrt Jesu Christi. „Wir feiern in der Liturgie nichts Geringeres als den Kern unseres Glaubens“, sagte Stuflesser.

Aus dieser Einsicht heraus leite sich die Frage ab, wie Liturgie gefeiert werde. Ein Schlüsselbegriff sei die Rede von der tätigen Teilnahme an der Liturgie, erklärte der Professor. Weil das Heilshandeln Gottes in Jesus Christus jeden Christen etwas angehe, hätten alle Getauften auch ihren Anteil an der Feier der Liturgie. An dem Punkt habe Reformbedarf bestanden: „In der Liturgiekonstitution betonen die Konzilsväter, dass die Gläubigen gerade nicht wie außenstehende und stumme Zuschauer der Messe lediglich passiv beiwohnen sollen, doch war anscheinend genau das das gängige Bild, das die knapp dreitausend Bischöfe negativ vor Augen hatten, und das sie gerade durch die Reform der Liturgie abwenden wollten.“ Die Bischöfe forderten in der Liturgiekonstitution, dass die Gottesdienstgemeinde die Riten und Gebete verstehen lernen und so bewusst, fromm und tätig mitfeiern sollten. Es gehe hierbei weder um hektischen Aktionismus, noch um bloße Innerlichkeit, sondern um ein „erfüllt sein von Aktivität“. Wichtig sei die Verbindung von innerem und äußerem Tun.

„Wie kann für uns heute eine tätige Teilnahme an der Feier der Liturgie gelingen?“, fragte Stuflesser zum Ende der Predigt. Wichtig sei ein Leben durch, in und mit Jesus Christus.

 

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