Intern
Katholisch-Theologische Fakultät

Der „Milchbruder des Glaubens“

01.08.2011

Studienabschlussfeier der Katholisch-Theologischen Fakultät im Zeichen von Spaß, Humor und Glauben – Dekan und Studiendekan verabschieden 48 Absolventinnen und Absolventen - Festvortrag zum Thema Kirche und Personalentwicklung

Lehramtsabsolventinnen und -absolventen des Sommersemesters 2011 mit Dekan Erich Garhammer (re.) und Studiendekan Wolfgang Weiß

(cet) „Es hat sicher nicht alles Spaß gemacht, aber muss es auch immer Spaß machen?“ Mit dieser rhetorischen Frage an die mehr als 120 Gäste eröffnete Professor Erich Garhammer, Dekan der Würzburger Katholisch-Theologischen Fakultät, die Studienabschlussfeier des Sommersemesters 2011. Insgesamt  45 Absolventinnen und Absolventen des Diplom- und der Lehramtsstudiengänge sowie drei neu Promovierte wurden beim Festakt am Sanderring feierlich verabschiedet.

Der kategorische Imperativ der Erlebnisgesellschaft

„Viel Spaß“, das sei zu einer allgegenwärtigen Floskel geworden, so Garhammer in seiner Begrüßung. „Der Kick, das Amüsante, das Heitere, der Event, alles wird auf Dauer gestellt“, so der Pastoraltheologe weiter. Dies gelte auch für die Wissenschaft, die inzwischen nicht mehr nur Wissensvermittlung gewährleisten, sondern zugleich Infotainment-Formate bereithalten solle. Was früher eine unverfügbare Nebensache gewesen sei, die sich nach erfolgreicher Arbeit als Überraschungsmoment eingestellt habe, sei längst zum „heimlichen kategorischen Imperativ“ der Erlebnisgesellschaft geworden.

Dabei sei der Spaß etwas durchaus Ernstes. Wer nach langem Brüten über einer Aufgabe oder einem Text endlich dessen Sinn enträtsle, dem sei ein erlöstes Lächeln ins Gesicht geschrieben. Anders dagegen die heute oftmals anzutreffende Dauerbespaßung. Sie habe neue Menschentypen wie den des „missmutig Vergnügten“ und des „tristen Spaßvogels“ hervorgebracht. Letztlich werde der Spaß dadurch aber zerstört.

Einem solcherart selbstentwerteten Spaß stellte der scheidende Dekan den positiv verstandenen Humor und das mit ihm verbundene erlöste Lachen entgegen. Mit drei hintergründig-humorvollen Beispielen setzte Garhammer Humor und Glauben in Beziehung. Eine Formulierung von Martin Buber aufgreifend bezeichnete er den Humor als „Milchbruder des Glaubens“: „Glaube und Humor trinken an derselben Brust, aber sie stammen von unterschiedlichen Vätern. Sie sind Geschwister von unterschiedlicher Herkunft.“ Deshalb sei ein Glaube ohne Humor bigott und Humor ohne Glaube lächerlich, so Garhammer weiter.

Garhammer: Positives Fazit der vergangenen zwei Jahre

Am Ende seiner Rede zog Garhammer eine positive Bilanz seines im September zu Ende gehenden zweijährigen Dekanats. „Ich möchte nicht behaupten, dass es immer Spaß gemacht hat oder vergnügungssteuerpflichtig war, aber ich möchte bekennen, dass ich es gern getan habe“, so das Fazit Garhammers. Wichtige Ereignisse während seiner Zeit als Dekan seien u.a. die Besetzung des Lehrstuhls für Altes Testament und die damit verbundene Berufung der ersten Professorin an die Fakultät, die Ringvorlesungen zur Zukunft der Theologie und zur Apokayptik sowie die kurz vor dem Abschluss stehende Wiederbesetzung des Stiftungslehrstuhls für Missionswissenschaft und Dialog der Religion gewesen. In diesem Zusammenhang dankte Garhammer besonders den Stiftern – der Stiftung Promotio Humana, dem Hilfswerk Missio München, der Diözese Würzburg und der Universität – für ihr Engagement.

Mit seinem Rückblick verband Garhammer den herzlichen Dank an Kollegen, Mitarbeiter und Studierende und seine guten Wünsche für seinen Nachfolger, Professor Franz Dünzl, Ordinarius  für Kirchengeschichte des Altertums, christliche Archäologie und Patrologie.

Festvortrag zum Thema Kirche und Personalentwicklung

Den akademischen Festvortrag hielt Dr. Christine Schrappe. In ihrem Referat beschäftigte sie sich mit der Bedeutung der Personalentwicklung für die Zukunft der Kirche. Als lebenslange und zukunftsorientierte Förderung des eigenen Personals sei Personalmanagement ein zentrales kirchliches Handlungsfeld. „Personalentwicklung ist eine Investition in die Zukunft der Kirche, in ihre Glaubwürdigkeit und in die Sicherung ihrer Auftragserfüllung“, so Schrappe, die als Referentin am Institut für Theologisch-Pastorale Fortbildung der Diözese Würzburg beschäftigt ist. Ziel einer lebenslangen Personalentwicklung müsse es sein, Personal auf Zukunft hin zu befähigen, in komplexen Alltagssituationen selbständig zu Problemlösungen zu gelangen, so Schrappe weiter.

Kirche soll lernfreudige Einrichtung sein

Dabei sollte sich Kirche als lernende Organisation mit einer lernfreudigen Unternehmenskultur begreifen: „Statt in Abteilungen oder Hierarchieebenen zu denken, geht es darum, sich zu vernetzen und das Wissen und die Kompetenz aller zu nutzen“, so die im Fach Pastoraltheologie promovierte Theologin.  Schlüsselkompetenzen dafür seien u.a. Unternehmergeist (statt Angestelltenmentalität), spirituelle Kompetenz, Ambiguitätstoleranz und Chaoskompetenz, aber auch positives Fehlermanagement, Teamlernen und „Job Making“. Im „Prozess anstehender kirchlicher Umbaumaßnahmen“, so Schrappe weiter, spiele die Pastoraltheologie eine wichtige Rolle; mit der „Kompetenz eines Architekturbüros“ könne sie dabei kritische Begleiterin der ausführenden "Baufirmen" sein.

Ausklang im Lichthof

Musikalisch umrahmt wurde die Feier mit den "Contrastes I pour Flûte et Basson" von Eugène Bozza (1905-1991), dargeboten vom Bläser-Duo Benjamin Leven (Flöte) und Korbinian Müller (Fagott). Der Festakt endete mit den Glückwünschen der Fachschaftsvertreterin Anna Krähe und einem Grußwort der Alumni-Beauftragten der Universität, Michalea Thiel. Mit dem traditionellen Empfang im Lichthof der Universität klang die Feier anschließend aus.

<link file:81849>Text der Ansprache von Dekan Erich Garhammer (PDF-Datei)

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