Intern
Katholisch-Theologische Fakultät

„Du bist frei!“

11.07.2017

Exkursion des Oberseminars am Lehrstuhl „Theologische Ethik – Moraltheologie“ auf den Spuren Martin Luthers

Die Exkursionsgruppe vor der Tür der Schlosskirche in Wittenberg

„Du bist frei!“ – dieses Motto begrüßte uns auf einem Transparent an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Halle, als wir uns dort zum Gespräch mit dem Systematiker Prof. Dr. Jörg Dierken einfanden. Sowohl im Wintersemester 2016/17 als auch im Sommersemester 2017 hatten wir uns bereits mit den komplexen Thesen Martin Luthers zur Freiheit eines Christenmenschen sowie zur radikalen Unfreiheit des menschlichen Willens im Blick auf sein Heil und die Gemeinschaft mit Gott, aber auch mit den entsprechenden Bestimmungen und Verurteilungen des Konzils von Trient sowie mit der Gemeinsamen Erklärung der Katholischen und Lutherischen Kirche zur Rechtfertigungslehre befasst.

Immer wieder stießen wir uns bei der Lektüre der Schriften Luthers an der Befremdlichkeit und Sperrigkeit seines Menschen- und Gottesbildes. Dass der Mensch – wie Luther in einem eindrucksvollen Bild sagt – wie ein Reittier ist, das entweder von Gott oder vom Teufel geritten wird, ließ den Menschen vollkommen determiniert und unfrei erscheinen. Umgekehrt schien Gott ein undurchschaubarer Willkürgott zu sein, der beliebig die einen zum Guten, die anderen zum Bösen prädestiniert und dementsprechend belohnt oder bestraft. Mit zunehmender Vertiefung in die Texte gingen aber auch die wichtigen theologischen Einsichten Luthers auf: dass der Mensch aufgrund seines Geschaffenseins keine Gemeinschaft mit Gott begründen kann und dass wahre Freiheit des Menschen zum Guten nur – im Sinne einer relationalen Anthropologie – von Gott her empfangene Freiheit sein kann.

Den Abschluss des Oberseminars bildete eine Exkursion (6./7. Juli 2017) zu den Luther-Gedenkstätten in Wittenberg (Schlosskirche, Marienkirche, Universität mit Lutherhaus) und in Eisleben („fiktives“ Geburts- und Sterbehaus Luthers). Zwischenstation war Halle a.d. Saale, wo wir am Vormittag von Prof. Dierken empfangen wurden. Es war ausgesprochen bereichernd, nun noch einmal von evangelischer Seite und in einer anderer Hermeneutik und Sprache auf die Freiheits- und Unfreiheitsthematik bei Luther, auf seine Rechtfertigungslehre und ihre Bedeutung für heute sowie auf den Stand des ökumenischen Dialogs in diesen zentralen Fragen des Christseins zu blicken.

 

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