Bilderstreit
31.10.2006Ringvorlesung der Katholisch-Theologischen Fakultät im Wintersemester 2006/07
Im Anfang war nicht das Wort - sondern das Bild. Die Glaubensgeschichten der Menschheit begannen als Bildmagie. Die Götter gewannen ihre Präsenz und Lebensnähe in Kultbildern. Die Götterbilder wurden geschmückt, gesalbt, eingekleidet und mit Speiseopfern versehen. Das Bilderverbot des Alten Testaments ist auf diesem Hintergrund eine Revolution: es ist der Spott über diese Kultbilder, die nur Machwerk von Menschenhänden seien.
Der Streit um die Bilder ist bis heute - so die These des Kunsthistorikers und Bildexperten Hans Belting - vom jahrhundertelangen Streit der Theologie um die Bilder geprägt. Würden die zehn Gebote heute formuliert - so Belting - müsste das zweite Gebot des Dekalogs so lauten: Du sollst Dir keine virtuelle Realität erfinden und auch nicht Deinen eigenen Markt im Kultbild verehren.
Manche Kulturwissenschaftler stellen kritisch fest, die katholische Kirche betreibe heute selber eine Bildpolitik, mit der sie die öffentlichen Räume besetze (Weltjugendtag, Papsttod, Papstbesuch u.a.). Diese mediale Bilderproduktion werde sogar noch gesteigert durch einen Bilderpositivismus, der behaupte, man verfüge über das textile Abbild Jesu (Manopello!).
Die Ringvorlesung des Wintersemesters 2006/07 will diesen Phänomenen nachgehen: Sie beschäftigt sich mit dem Bilderverbot im Alten Testament und dem Bilderstreit im Laufe der Kirchengeschichte sowie dem Bildergebrauch in der Gegenwart. Zum ersten Mal ist in der theologischen Ringvorlesung ein Literaturwissenschaftler beteiligt: Wolfgang Riedel (Neuere deutsche Literaturgeschichte) fragt nach der Rezeption des Bilderverbotes in der modernen Literatur.
An acht Terminen sind Sie eingeladen, sich Ihr Bild zu machen in Sachen Bilderstreit.
Theodor Seidl: | Kunstverbot oder Kultverbot? Zum Verständnis des Bilderverbots im Alten Testament | 08.11.2006 |
Wolfgang Riedel: | Zum Bilderverbot in der modernen Literatur am Beispiel von Max Frisch | 15.11.2006 |
Franz Dünzl: | Bilderstreit im ersten Jahrtausend | 22.11.2006 |
Wolfgang Weiß: | Bilderzauber - Zauberbilder. Bild und Plastik in der westlichen Kirche des Mittelalters | 29.11.2006 |
Dominik Burkard: | Bildersturm - Die Reformation und die Bilder | 10.01.2007 |
Gerhard Droesser: | Wahrnehmungskunst und Kunstwahrnehmung. Die Fiktion des Bildes für die Lebenspraxis | 17.01.2007 |
Stephan Ernst: | Christliches Menschenbild - Norm oder Fiktion? | 24.01.2007 |
Erich Garhammer: | Bilder in Kirchenräumen | 31.01.2007 |
Die Vorlesungen sind öffentlich und finden jeweils mittwochs um 19.15 Uhr im Hörsaal 318 der Uni Sanderring statt.
Museumstag am 07.02.2006
Bilder im Museum - Das Konzept des Museums am Dom
Führung mit Jürgen Lenssen
19.00 Uhr, Museum am Dom
Den Handzettel gibt es auch zum Download als PDF-Datei (179 kb).