Intern
Katholisch-Theologische Fakultät

Einblicke in das religiöse Leben ostkirchlicher Gemeinden

26.01.2012

23 Würzburger Studierende mit Fachvertreter Dr.Dr. Thomas Németh auf Exkursion in Wien

Fachvertreter Dr.Dr. Thomas Németh (ganz hinten links) mit den Studierenden in der Bibliothek des Mechitaristenklosters in Wien (Foto: privat)

Vom 5. bis 8. Januar 2012 besuchten 23 Studierende der Würzburger Fakultät unter der Leitung von Fachvertreter Dr. Dr. Thomas Németh zahlreiche ostkirchliche Gemeinden in Wien. Die Exkursion, die durch ein Hauptseminar vorbereitet worden war, bot Einblicke in die Glaubenswelt, das religiöse und gottesdienstliche Leben der Wiener Gemeinden.

Der folgende Bericht stammt von der Teilnehmerin Katharina Beck:

"Der erste Besuch am Morgen des 5. Januar galt dem Wiener Mechitaristenkloster. P. Vahan Hovaguimian führte in die Geschichte der Armenischen Kirche und des Ordens ein. Danach wurden die neu restaurierte Klosterkirche, das reichhaltige Museum und die bedeutende Klosterbibliothek besichtigt. Anschließend fand ein Treffen mit Erzpriester Chrysostomos Pijnenburg in der imposanten russischen orthodoxen Kathedrale zum Hl. Nikolaus statt. Neben der Besichtigung der beiden, übereinander liegenden Kirchen (mit einem Baptisterium für Erwachsenentaufen) hatten die Studierenden auch die Möglichkeit, das Ikonen-Atelier von Vater Chrysostomos  zu besuchen und dort die Entstehung einer Ikone veranschaulicht zu bekommen.

Am Nachmittag wurde die serbische orthodoxe Auferstehungskirche im 2. Bezirk besichtigt, die in eine ehemalige Straßenbahnremise integriert wurde. Dr. Mihailo Popović vom Institut für Byzanzforschung informierte über den prächtig ausgemalten Kirchenraum und den darüberliegenden Gemeinderaum, dessen hohe Wand ebenfalls mit Bilderzyklen ausgestattet ist. Anschließend wurden die Studierenden von Dr. Németh durch die griechisch-katholische Zentralpfarrkirche St. Barbara geführt, die von Kaiserin Maria Theresia den Katholiken des byzantinischen Ritus zur Verfügung gestellt wurde. Die Studierenden konnten hier auch einen Blick hinter die Bilderwand (Ikonostase) werfen. Nach der in ukrainischer und deutscher Sprache gefeierten Großen Komplet am Vorabend des Theophaniefestes erhielten alle Anwesenden eine Salbung mit gesegnetem Öl. Kaplan Mag. Oleh Kovtun sprach anschließend über Geschichte und Leben der Pfarre. Der Abend wurde mit einem gemeinsamen Abendessen im Pfarrheim abgerundet.

Am 6. Januar konnte die Gruppe die bischöfliche Liturgie zur Theophanie in der griechischen orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale miterleben, der Metropolit Arsenios (Kardamakis) vorstand und die einen guten Eindruck vom byzantinischen Gesang vermittelte. Danach fand in der koptisch-orthodoxen Kathedrale zur Hl. Jungfrau von Zeitoun eine herzliche Begegnung mit Bischof Anba Gabriel statt, der nähere Einblicke in Geschichte und Gegenwart der koptischen Kirche bot. Am Abend fand sich die Gruppe wieder in der russischen Kathedrale ein. Hier wurde eine aus Komplet und Morgengottesdienst bestehende Nachtwache zum bevorstehenden Weihnachtsfest (nach julianischem Kalender) gefeiert. Bischof Mark (Golovkov) stand dem Gottesdienst vor, der  vom Kirchenchor eindrucksvoll begleitet wurde.

Am Vormittag des 7. Januar nahm die Gruppe an der feierlichen Liturgie und dem Totengedenken in der armenisch-apostolischen Kirche St. Hripsime teil. Die Studierenden wurden sehr freundlich aufgenommen und mit Gebetbüchern beschenkt. Frau Hnazant Tanileyan beantwortete in einem anschließenden Gespräch zahlreiche Fragen. 

Am Abend trafen sich die Studierenden in der neuerbauten rumänisch-orthodoxen Andreaskirche in Simmering. Dort konnten sie einer Vesper und einem Totengedenken beiwohnen, bevor Msgr. Leopold Strandl, der am Gottesdienst teilnahm, in Vertretung von Bischofsvikar Dr. Nicolae Dura die Geschichte und die herrlichen Wandmalereien der Kirche erklärte.

Am Morgen des letzten Exkursionstages nahmen die Studierenden zunächst an der eindrucksvollen eucharistischen Liturgie in der äthiopisch-orthodoxen Kirche in Schwechat teil. Dort wurden im Vorraum der Kirche aus Ehrfurcht die Schuhe ausgezogen, was aber aufgrund der Heizung an den Bänken trotz des kalten Wetters nicht gesundheitsgefährdend wurde. Nach einiger Zeit ging die Fahrt weiter, um die eucharistische Liturgie in der koptisch-orthodoxen Kathedrale zur Hl. Jungfrau von Zeitoun mitzuerleben. Die lebendige Feier war von den geschlechtergetrennt sitzenden bzw. stehenden Studierenden gut nachzuvollziehen, da alle Texte des auf Deutsch, Arabisch und Koptisch gehaltenen Gottesdienstes auf Deutsch an einer Leinwand nachzulesen waren.

Ein besonderer Dank gilt den besuchten Gemeinden. Den freundlichen Empfang, die Offenheit und die ökumenische Atmosphäre werden wir in guter Erinnerung behalten. Eine solche Exkursion können wir nur weiterempfehlen, da sie den Horizont beträchtlich erweitert und die Annäherung der Christen verschiedener Konfessionen fördert."

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