DFG-Workshop: Vulnerabilität - Missbrauch - Ritual
Datum: | 24.04.2025, 14:00 Uhr |
Im Rahmen ihres Fellowships an der Universität Erfurt veranstaltet Prof.in Dr. Hildegund Keul in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Stefan Böntert, Prof.in Dr. Julia Knop und Prof. Dr. Benedikt Kranemann einen Workshop von 24. bis 25. April.
Anliegen und Ziele dieses DFG-Workshops
Vulnerabilität und Vulneranz sind relativ neue Themen der Theologie. Von besonderer, aktueller Relevanz sind sie im Bereich von Missbrauch und Vertuschungsgewalt, Aufarbeitung und Bewältigung. Hier wiederum spielen Rituale eine entscheidende Rolle, die jedoch in der Missbrauchsforschung
noch nicht eigens im Fokus steht. Rituale sind machtvolle Praktiken, die in liminalen Ereignissen den Umgang mit Vulnerabilität in eine bestimmte Richtung zu lenken vermögen. Sie können das Vulneranzpotenzial eines
liminalen Ereignisses anheizen (z. B. Versuche, Missbrauch durch Exorzismen zu ‚heilen‘). Sie bergen aber auch ein Transformationspotenzial, das dem Alltag eine neue Richtung gibt und Gemeinschaft begründet (z.B. unter Betroffenen).
Die theologische und interdisziplinäre Vulnerabilitäts- und Ritualforschung stehen bislang unverbunden nebeneinander. Im Missbrauchskomplex zeigt sich jedoch die Notwendigkeit, ihre Erkenntnisse miteinander zu verbinden und
weiterzuentwickeln. Denn Rituale spielen in allen Bereichen des Missbrauchskomplexes eine wichtige Rolle: im Missbrauch selbst; bei der Vertuschung der Verbrechen; bei der Bewältigung, die Betroffene leisten; in der institutionellen Aufarbeitung; und in der Bearbeitung der Kirchenkrise, die aus dem Missbrauch resultiert. Der Workshop „Vulnerabilität – Missbrauch – Ritual“ will in der Erforschung dieses Problemfeldes einen Anfang setzen.
Fragen können bspw. sein:
- Inwiefern fördern Rituale in Religionssystemen, die Missbrauch vertuschen, die Resilienz von Täter*innen – und erhöhen die Vulnerabilität von Betroffenen?
- Wie kann und muss die tradierte christliche Ritualkompetenz transformiert werden, damit Kirchen diese ihre Kernkompetenz in den Dienst von Überlebenden stellen?
- Welche Rolle spielen Klerikalismus und Gender-Ungerechtigkeit?
- Wo eröffnet der ritualtheoretische Schlüsselbegriff ‚Liminalität‘ neue Perspektiven?
- Welche Erkenntnisse kann die Ritualforschung zur interdisziplinären Erforschung von Machtprozessen im Missbrauchskomplex beitragen?
Der Workshop …
… gibt einen innovativen Impuls in die Missbrauchsforschung
… verbindet Vulnerabilitäts- und Ritualforschung
… eruiert weitere Forschungsfragen
… dient der Vorbereitung einer öffentlichen Fachtagung (25. bis 27. März 2026, Uni Würzburg).
Den Flyer finden Sie hier.