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Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft

Uni-Ausstellung: "Weihrauch - Duft des Himmels"

01/24/2007

Würzburg (POW) Süßwasserperlen in Gold? Das genaue Hinsehen lohnt sich, auch wenn die Ausstellung „Weihrauch – Duft des Himmels“ dem Titel nach eher ein Erlebnis für die Nase als für die Augen ist. Die vermeintlichen Perlen entpuppen sich dank der mitgelieferten Beschreibung als Goldkorn des Natur-Weihrauchs. Ihr geheimnisvoller Glanz ist eine der Überraschungen, welche die Ausstellung im Botanischen Garten der Universität Würzburg bereit hält. Noch bis 25. März locken täglich von 8 bis 16 Uhr Exponate rund um den flüchtigen Duft im Foyer der Schaugewächshäuser am Julius-von-Sachs-Platz 4.

Auf gut einem Dutzend Schautafeln bietet die von Renate Haass und Klaus-Dieter Christof konzipierte Ausstellung kompakt und auch für theologische wie botanische Laien verständlich Informationen rund um das duftende Gummiharz. Nicht unbedingt allgemein bekannt dürfte zum Beispiel sein, dass es bis heute in einzelnen Evangelisch-Lutherischen Kirchen eine ungebrochene Tradition des Weihrauchs gibt.

Die beste Qualität, so erfährt der Besucher, stammt aus dem südlichen Oman, genauer gesagt aus der Provinz Dhofar. Geografie, Geologie und Klima sorgen dafür, dass die dort beheimaten Sträucher der Art Boswellia ein Harz mit extrem hohem Gehalt an ätherischen Ölen produzieren. Die Menschen dieser Gegend wissen das schon seit langem zu schätzen: Schon vor 3000 Jahren wurde in Südarabien Weihrauch zu Ehren der Götter verbrannt. Astralgottheiten wie Sonne, Mond und Venus wurden mit dem Verbrennen der kostbaren Rauchware geehrt. Ob beim Befragen von Orakeln, bei Bußzeremonien, Bestattungen und Beschwörungen: ohne Harz des Strauchs „Boswellia Sacra“ praktisch undenkbar.

Als im ersten Jahrhundert nach Christus die jüdische und die christliche Religion Einfluss gewannen, ging der Gebrauch des Weihrauchs zurück. Der Islam bekämpfte ab dem 7. Jahrhundert besonders die alten Räucherrituale zur Totenverehrung oder zur Beschwörung der Geister. Wohl auch daher rühren die zum Teil sehr mystischen Namen der Ersatzstoffe, die ebenfalls zu sehen sind: Drachenblut, das aus dem kanarischen Drachenbaum gewonnen wird und aussieht wie rot gefärbter Kies; die optisch an Kandiszucker erinnernde Myrrhe; die Kalmuszweige, die an Gartenabfall erinnern; die Räuchermischung „Sandalous“ aus dem Iran, die mit Bestandteilen, die wie blaue, rote und weiße Halbedelsteine aussehen, und einer teeartigen Grundsubstanz fast zu wertvoll zum Anbrennen erscheint.

Nicht weniger farbig sind die traditionellen arabischen Räucherbecher: Bunte geometrische Muster und kronenartige Zacken machen die Terrakottaschöpfungen zu Schmuckstücken, die fast zu schade zum Gebrauch als Räuchergefäß erscheinen. Wäre nicht die goldene Lackierung, könnte der Karl-May-Leser den altägyptischen Räucherarm, der in einer Vitrine der Ausstellung zu bestaunen ist, glatt für eine Friedenspfeife aus den Winnetou-Büchern halten. Die längliche Form und der Vogelkopf an einem Ende verleiten dazu. In Südostasien hingegen werden Weihrauch und seine Ersatzstoffe, die als Räucherwerke bezeichnet werden, bevorzugt in nahezu kugelförmigen Buddhafiguren verbrannt, die den Wohlgeruch dann durch einen weit geöffneten Mund ausströmen.

Dem medizinisch Interessierten eröffnet die Ausstellung, warum echter Weihrauch das Medikament des 21. Jahrhunderts sein könnte: Zwei im Weihrauchharz enthaltene Boswelliasäuren haben in ersten klinischen Studien beste Ergebnisse bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie Asthma, Morbus Crohn und Schuppenflechte gebracht. Möglicherweise werden sie bald anstelle der üblichen Cortisontherapie zum Einsatz kommen.

Nähere Informationen zur Ausstellung bei: Botanischer Garten der Universität Würzburg, Telefon 0931/888-6241, E-Mail bgw@botanik.uni-wuerzburg.de.

Veröffentlicht: 23.01.2007

mh (POW)

aus: http://www.bistum-wuerzburg.de/bwo/dcms/sites/bistum/information/medien/pressestelle/nachrichten/index.html?f_action=show&f_newsitem_id=13171#

 

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