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Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft

Bilddokumentation zum Symposium 45 Jahre Liturgiekonstitution

12/19/2008
Foto: POW

Festvortrag und Dankgottesdienst mit Erzbischof Godfried Kardinal Danneels zum 45. Jubiläum der Liturgiekonstitution – Gemeinsames Symposium des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft und des Liturgiereferats der Diözese

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Berichterstattung des POW: Würzburg. Liturgie steht nicht im Einklang mit dem Leben. Sie steht vielmehr in dialektischer Beziehung zum Leben. „Sonntag ist nicht Montag und umgekehrt.“ Das hat der Brüsseler Erzbischof Kardinal Godfried Danneels am Donnerstagabend, 4. Dezember, in Würzburg betont. Sein Festvortrag im Sankt Burkardushaus im Anschluss an einen Dankgottesdienst mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann im Kiliansdom bildete den Auftakt zu einem Symposium. Anlass der gemeinsamen Veranstaltung des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft an der Universität Würzburg und des Liturgiereferats des Bistums Würzburg war das 45. Jubiläum der Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium“ des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Kardinal Danneels betonte, dass auch nach Einführung der Landessprache im Gottesdienst und der stärkeren Einbindung der Gläubigen in das Geschehen die Verständlichkeit der Liturgie stark von externen Faktoren abhänge. „Wir müssen unsere Beziehung zu Gott, unserem Glauben und unserem Lebensstil auf den Prüfstand stellen“, forderte der Kardinal.

Feiern seien oft zu kurz und ließen keinen Raum für Stille und Zeit zum Verinnerlichen. „Der Mangel an Stille macht die Liturgie zu einer unendlichen Folge von Worten.“ Weiter kritisierte Danneels die Verzweckung der Liturgie zum reinen Kommunikationsmedium. Liturgie sei Quelle und Höhepunkt kirchlichen Lebens, könne dieses aber nicht ersetzen. „Man geht sonntags nicht in die Kirche, um etwas über das eine oder andere Missionsgebiet zu erfahren. Die Einführung thematischer Sonntage und thematischer Feiern hat keine Zukunft, außer dass sie den Tod der Liturgie heraufbeschwören.“ Außerhalb des Glaubens bleibe jede Liturgie unverständlich und unzugänglich. „Sie ist kein Gegenstand des Wissens und Verstehens. Nur anhaltendes Zuhören und Sich-vertraut-Machen ist angemessen.“

Ein gewisses Maß an Wiederholung und Monotonie sei auch in der Liturgie notwendig, damit wichtige Sachverhalte verinnerlicht werden könnten. „Nur reine Informationen wie ein Befehl oder die Computersprache benötigen keine Wiederholung, da sie sofort verstanden werden. Komplexere Zusammenhänge lassen ihre wirkliche Bedeutung nur langsam zu Tage treten“, sagte der Brüsseler Erzbischof. Nach seiner Meinung vernichtet jede gottesdienstliche Handlung, die zum Ort individuellen Ausdrucks persönlicher Gefühle gemacht wird, jede Möglichkeit zur gemeinsamen Feier. Deswegen komme der Person des Vorstehers besondere Bedeutung zu. „Er ist das lebendige Vehikel für etwas, das nicht in seiner Macht liegt. Er ist deshalb weder Roboter noch Schauspieler, er ist der Diener.“ Eine gute Liturgie spreche die unterschiedlichen Sinne an. Danneels kritisierte, dass der Einsatz des Weihrauchs nur noch selten gepflegt werde. „Die orthodoxe Kirche ist auf diesem Gebiet wesentlich versierter als wir.“

Bischof Hofmann hob in seiner Predigt hervor, dass Liturgie nicht das Ganze der Kirche erschöpfe. „Ihr vorausgehen muss immer die Verkündigung, die zum Glauben und damit zur Bekehrung führt. Aus ihr folgen müssen immer die Werke der Liebe, der Frömmigkeit und des Apostolats.“ Da die Liturgie Herzstück der Kirche sei, gelte es, die verbindlichen Normen zu beachten und in größtmöglicher Sorgfalt zu feiern. Nicht umsonst werde von der „ars celebrandi“ gesprochen, der Herausforderung, die Liturgie würdig und anspruchsvoll zu feiern. Wenn alle Verantwortlichen dafür sorgten, dass Worte, Gestik, Ablauf und Musik der Würde der Feier entsprächen, falle ein Strahl der Schönheit der Ewigkeit auf die Liturgie, sagte Bischof Hofmann. Wie Papst Benedikt XVI. betone, ist in der Liturgie die gekreuzigte Liebe Gottes gegenwärtig. „In dieser freudigen Gewissheit feiern wir die Liturgie, und so feiern wir sie recht.“

Zur Person:

Godfried Danneels (75) ist Erzbischof von Mechelen-Brüssel. 1957 wurde er im Bistum Brügge zum Priester geweiht. 1977 wurde er zum Bischof des Bistums Antwerpen geweiht. Seit 1979 ist er Erzbischof von Mechelen-Brüssel, seit 1980 zusätzlich belgischer Militärbischof. 1983 erhob Papst Johannes Paul II. ihn zum Kardinal. 2005 nahm Danneels am Konklave teil, das Joseph Ratzinger zum neuen Papst wählte.

By FK

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