Zertifikatsprogramm Machtmissbrauch Erkennen und Verhindern (MEV)
Gemeinsames Programm der Fakultät für Humanwissenschaften, der Katholisch-Theologischen Fakultät und der Medizinischen Fakultät
In einer Gesellschaft, in der strukturelle Ungleichheiten und Machtgefälle immer wieder missbraucht werden, ist es entscheidend, präventiv tätig zu sein. Unser Zertifikatsprogramm "Machtmissbrauch erkennen und verhindern" (MEV) bietet Ihnen die Möglichkeit, sich fundiert mit den Hintergründen und Folgen von Machtmissbrauch auseinanderzusetzen. Damit geben wir Ihnen das nötige Wissen an die Hand, um Machtstrukturen zu erkennen und sicherzustellen, dass Organisationen verantwortungsbewusst mit diesem Thema umgehen.
Das Zertifikatsprogramm steht allen Studierenden der JMU offen. Personen mit einem abgeschlossenen Hochschulstudium und entsprechender Berufspraxis (z. B. Lehrkräfte aller Schularten) können es parallel zu ihrem Beruf absolvieren; ebenso Personen mit und ohne Hochschulzugangsberechtigung mit geeigneter Berufspraxis (z. B. in einem pflegenden, therapeutischen oder pädagogischen Beruf).
Die Uni Würzburg und die Uniklinik Würzburg möchten sich mit diesem neuen Zertifikatsprogramm aktiv gegen Machtmissbrauch einsetzen. Wir streben einen Kulturwandel an, der Respekt, Integrität und Transparenz fördert. Mit MEV sensibilisieren wir für ethisches Handeln und ermutigen, Verantwortung zu übernehmen. Unser Ziel ist es, ein Bewusstsein zu schaffen, das nicht nur unsere Institutionen stärkt, sondern auch zu einer verantwortungsvollen Gesellschaft beiträgt.
Gemeinsam fördern wir eine Kultur des Hinschauens und Handelns, denn es braucht mehr Menschen, die dafür geschult sind, Machtmissbrauch entschieden und qualifiziert entgegenzutreten und kompetent mit den Folgen umzugehen.
Warum MEV?

Aufgedeckt in Institutionen wie der katholischen und evangelischen Kirche, Heimeinrichtungen oder Sportvereinen, zeigen zahlreiche Fälle von sexualisierter, psychischer sowie physischer Gewalt und anderen Formen von Machtmissbrauch, wie wichtig es ist, frühzeitig sensibilisiert zu werden. Ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland hat Gewalt in der Kindheit erfahren, wobei ein Großteil dieser Taten im Verborgenen bleibt. Auch Erwachsene sind nicht vor Machtmissbrauch geschützt, was erhebliche Auswirkungen auf ihre Gesundheit und soziale Teilhabe hat.
5 gute Gründe für den Erwerb des Zertifikats MEV
1. Wissenskompetenz – Sie erwerben die Kenntnisse, um Gefahren-situationen und Machtmissbrauch in diversen Settings zu erkennen und zu definieren. Sie bekommen Möglichkeiten aufgezeigt, wie Machtmissbrauch verhindert werden kann und die Folgen abgefangen werden können.
2. Handlungskompetenz – Sie lernen, diese Gefahren abzuwenden, Präventions- und Schutzkonzepte zu entwickeln sowie zu Klärungs- und Schlichtungsprozessen beizutragen.
3. Persönliche Entwicklung – Sie stärken Ihre kritischen Denk- und Kommunikationsfähigkeiten, um in komplexen Situationen sicher zu agieren.


4. Gesellschaftliches Engagement – Sie können sich für eine gerechte Gesellschaft einsetzen und tragen zur Aufklärung über Machtmissbrauch bei.
5. Interdisziplinarität – Sie profitieren von einem breiten Lehrangebot, das verschiedene Fachrichtungen vereint und Sie umfassend qualifiziert.
Kompetenzen und Qualifikationen – Unterstützung bieten, Transparenz schaffen
Das Zertifikatsprogramm vermittelt Ihnen wichtige Kompetenzen, um machtmissbräuchliches Verhalten sowie psychische, körperliche und sexuelle Gewalt zu erkennen und sachgerecht zu reagieren. Es gibt Ihnen das nötige Wissen und die Werkzeuge an die Hand, um einen positiven Einfluss in Ihrem Berufsfeld und darüber hinaus auszuüben.
Sie lernen, Präventions- und Schutzkonzepte zu analysieren bzw. selbst zu entwickeln und an unterschiedliche Praxissettings anzupassen. Durch die erworbene Kompetenz werden Sie zur Multiplikatorin und zum Multiplikator!

Das sagen die beteiligten Fachschaften über das Zertifikatsprogramm:
"Wir befürworten, dass das Angebot breit verfügbar ist (Zusatzstudiengang, ASQ, Weiterbildung). Des Weiteren ist die thematisch breite Aufstellung des Inhalts gut gewählt." (Fachschaft der Fakultät für Humanwissenschaften)
"Wir unterstützen die Einrichtung des Zusatzstudiengangs ausdrücklich." (Fachschaft der Katholisch-Theologischen Fakultät)
"Die Fachschaft der Medizinischen Fakultät unterstützt die Einrichtung des Studiengangs sehr. Es ist wirklich toll zu erleben, wie ernst unser Anliegen genommen wird und was sich daraus alles entwickelt hat."
Wer steht hinter MEV?
Ins Leben gerufen wurde das neue Zertifikatsprogramm von Prof. Dr. Matthias Reményi (Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät), Prof. Dr. Andrea Kübler (Dekanin der Fakultät für Humanwissenschaften) und Prof. Dr. Marcel Romanos (Klinikdirektor der Kinder- und Jugendpsychiatrie Würzburg). "Unsere Motivation und Ziele sind die 4 Ms:
-
Machtmissbrauch: erkennen, benennen
-
Maßnahmen: vorschlagen, umsetzen
-
Monitoring: begleiten, evaluieren
-
Multiplikation: sensibilisieren, verbreiten
Somit können wir einen Beitrag zu einem Kulturwandel leisten, damit ein angstfreies, machtsensibles und transparentes Miteinander immer mehr zu Regel wird."

Ebenfalls maßgeblich beteiligt an der Konzeptionierung von MEV und der Erstellung von Lehr- und Lernmaterialien waren zudem Prof. Dr. Jörg Fegert und Dr. Ulrike Hoffmann von der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Ulm.
Unsere Kooperationspartner sind das Kompetenzzentrum Kinderschutz in der Medizin in Baden-Württemberg und das Deutsche Zentrum für Präventionsforschung und Psychische Gesundheit, Universität Würzburg.
Informationen zum Programm
Zertifikat (Abschluss)
Das Zertifikat vermittelt Ihnen fundierte Kenntnisse zur Erkennung und Prävention von Machtmissbrauch in verschiedenen Kontexten. Mit dieser Qualifikation sind Sie in der Lage, kritische Situationen frühzeitig zu identifizieren und verantwortungsvolle Präventionskonzepte zu entwickeln, um eine sichere und respektvolle Umgebung in Institutionen wie Schulen, Hochschulen, sozialen Einrichtungen oder Sportvereinen zu fördern.
Bewerbung und Anmeldung
Das Zertifikatsprogramm steht allen Studierenden der Julius-Maximilians-Universität Würzburg als Zusatzstudium offen. Auch über den ASQ-Pool und den Freien Bereich können die Module besucht werden. Personen mit Hochschulabschluss und Berufspraxis, wie Lehrkräfte des Freistaats Bayern und darüber hinaus, können das Programm als Weiterbildendes Studium parallel zu ihrem Beruf absolvieren. Gleiches gilt für Personen mit Berufspraxis, die die erforderliche Eignung zur Teilnahme am Zertifikatsprogramm über den Beruf erworben haben (z. B. Pflegekräfte ohne Hochschulzugangsberechtigung). Personen mit Hochschulzugangsberechtigung und mit abgeschlossener Berufsausbildung, aber ohne Hochschulabschluss können unser Programm als Weiterqualifizierendes Studium absolvieren.
Besonders angesprochen fühlen dürfen sich Studierende aus den Bereichen Medizin, Psychologie, Psychotherapie, Pädagogik, Theologie, Sportwissenschaften, Lehramt und weiteren Disziplinen.
MEV startet immer zum Wintersemester. Sie können sich bis zum 15. September 2025 für die Teilnahme bewerben.
Füllen Sie das Bewerbungsformular aus, legen Sie die entsprechende Bescheinigung bei und schicken Sie die Unterlagen an jmu-mev@uni-wuerzburg.de.
- A: Studierende der JMU: Immatrikulationsbescheinigung
B: Lehrkräfte: Hochschulabschlussurkunde und Nachweis über Berufspraxis, ggf. Referendariat
C: Personen mit Hochschulabschluss und Berufspraxis: Abschlussurkunde und Bescheinigung über Berufspraxis
D: Personen ohne Hochschulabschluss mit Berufspraxis: Bescheinigung zum ausgeübten Beruf
- Nach Ablauf der Frist werden die Plätze des Zertifikatsprogramms per Losverfahren verteilt und Sie werden schriftlich (Brief bzw. E-Mail) informiert.
Hinweis: Bitte verwenden Sie eine Mail- und Postadresse, unter der Sie definitiv erreichbar sind.
Studien- und Prüfungsordnung
Zur Studien- und Prüfungsordnung von MEV
FAQs zu MEV
Das Zertifikatsprogramm trägt zur persönlichen Entwicklung bei, qualifiziert zum genauen Hinschauen, kritischen Beurteilen und kooperativen Umsetzen von machtsensiblen Strukturen. Es wird gelernt, einen differenzierenden Blick auf institutionelle Verfahrenswege und menschliche Interaktionen zu werfen und sachkompetent zu intervenieren. Die Umsetzung eines entsprechenden Konzeptes erfordert Sprach- und Kommunikationskompetenz sowie die Fähigkeit auch komplexe Situationen im Umgang mit Macht mit kritischer Distanz zu beurteilen.
Das Zertifikatsprogramm dauert zwei Semester mit jeweils 5 ECTS. Dies entspricht einem Zeitaufwand von insgesamt 250 Stunden. In beiden Semestern sind Veranstaltungen im Gesamtumfang pro Semester von jeweils 5 SWS zu belegen.
Das Zertifikatsprogramm ist größtenteils online asynchron, zum Teil auch online synchron organisiert, um eine hohe Flexibilität zu ermöglichen. Einzelne frühzeitig angekündigte Veranstaltungen finden in Präsenz statt.
Das Zertifikatsprogramm MEV besteht aus einem Pflichtbereich, der die beiden Module Wissens- bzw. Handlungskompetenz enthält.
Der Lehrplan sieht vor, im Wintersemester mit dem Modul Wissenskompetenz zu starten, in dem z. B. vermittelt wird, was Machtmissbrauch eigentlich ist, wo er auftritt, wie hierzu der aktuelle Forschungsstand ist und wie das Thema in den Medien dargestellt wird. Im Sommersemester werden im Modul Handlungskompetenz anschließend Schutzkonzepte analysiert, selbst skizziert und in fiktiven Praxissettings durchgespielt.
Um das Zertifikat "Machtmissbrauch Erkennen und Verhindern" zu erhalten ist es erforderlich, an beiden Modulen teilzunehmen und sie erfolgreich abzuschließen.
Für Studierende der JMU ist es auch möglich, über den ASQ-Pool oder den Freien Bereich (FÜG), nur eines der beiden Module zu besuchen. Dieses wird entsprechend angerechnet und bescheinigt.
Es werden mindestens 30 Programmplätze angeboten.
Die Teilnahme ist kostenlos. Das Zertifikatsprogramm (als Zusatzstudium, Weiterbildung und Weiterqualifikation) ist von der Gebührenpflicht befreit.
Neben Studierenden der Uni Würzburg und der Uniklinik Würzburg steht das Zertifikatsprogramm Menschen mit einschlägiger Berufspraxis offen. Das sind Lehrerinnen und Lehrer an öffentlichen Schulen sowie andere beruflich tätige Personen, die in hierarchischen Strukturen aktiv sind, für andere Sorge tragen und als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren fungieren können. Als berufspraktische Erfahrung in diesem Sinne zählt insbesondere eine berufliche Tätigkeit in pflegenden, therapeutischen oder pädagogischen Bereichen. Als berufspraktische Erfahrung in diesem Sinne kann auch eine berufliche Tätigkeit gewertet werden, in der die Bewerberin oder der Bewerber sorgend, betreuend, beratend oder in vergleichbarer Weise mit Schutzbefohlenen und mit Dritten in Kontakt kommt. Sofern die berufspraktische Erfahrung (bei Lehrerinnen und Lehrern das Referendariat) nicht bereits zu Beginn der Teilnahme am Zertifikatsprogramm vorleigt, kann sie bis spätestens zum Abschluss des Zertifikats nachgewiesen werden.
- Studierende der Uni Würzburg besonders aus Medizin, Psychologie, Psychotherapie, Pädagogik, Theologie, Sportwissenschaften, Lehramt und verwandten Disziplinen
- Lehrkräfte mit bzw. im Referendariat (bundesweit)
- Personen mit Hochschulabschluss (mindestens Bachelor) und Berufspraxis in hierarchischen Strukturen, z.B. Professor:innen, wissenschaftlich Mitarbeitende, kirchliche Mitarbeitende mit Uniabschluss
- Berufstätige mit einschlägiger Praxis in sorgenden, betreuenden und beratenden Berufen – mit und ohne Hochschulzugangsberechtigung, z.B. Pflegekräfte, Erzieher:innen, Therapeut:innen
- Verwaltungsmitarbeitende mit Kontakt zu Schutzbefohlenen
Sie haben weitere Fragen?

Für inhaltliche Fragen: Prof. Dr. Matthias Reményi
Lehrstuhl für Fundamentaltheologie und vergleichende Religionswissenschaft, Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Würzburg
Für technische und administrative Fragen: Elfrieda Stark (Sekretariat)
Telefon: +49 931 31-82525
E-Mail: jmu-mev@uni-wuerzburg.de
Melden Sie sich gerne!