Intern
Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft

Martyrologium – Gedanken Im Jahr 2025

15.12.2025

Herzliche Einladung zu den Festgottesdiensten der Weihnachtszeit

„Da Friede war in der gesamten Welt“ – so hören wir zu Beginn der Christmette am Heiligabend, wenn das sog. „Martyrologium“ verkündet wird. Der Eintrag aus dem römischen Festkalender für das Weihnachtsfest!

Friede war also, in der gesamten Welt, zur Regierungszeit des Octavianus Augustus. Ein großes Wort – ein fast schon utopisch wirkender Idealzustand!

Bert Brecht schreibt in seinen „Fragen eines lesenden Arbeiters“:

„Wer baute das siebentorige Theben?

In den Büchern stehen die Namen von Königen.

Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?“

Von daher, zurück zum Martyrologium: War damals wirklich Frieden in der gesamten bekannten Welt, im römischen Reich, oder konkreter: im Heiligen Land? Lebten Maria, Josef, die Hirten, von denen uns das Evangelium der Heiligen Nacht kündet, in Frieden? Vermutlich würden die Antworten der Gottesmutter und des irdischen Ziehvaters, gar der Hirten, könnten wir sie nach den konkreten historischen Umständen befragen, differenzierter ausgefallen. Vielleicht weniger idealtypisch, eher pragmatisch, nüchtern, geerdet?

Ahnte ein Octavianus Augustus, was da in einer relativ entlegenen Provinz seines Reichtes geschah? Das Martyrologium spannt zu Beginn der Christmette den ganz großen historischen Bogen auf: Die Geschichte der Menschheit, die auf diesen einen Punkt zuläuft, die Geburt des Erlösers im Stall von Bethlehem. Dies ist wichtig, zu hören, weil das Martyrologium uns einen Gott verkündet, der kein abstraktes himmlisches Wesen ist, sondern der liebevolle Vater jenes Jesus von Nazareth, in dem Gott selbst unter uns Menschen wohnen will, in dem er Mensch wird „zu unserem Heil“, wie wir im Credo bekennen.

Dieser Gott, den wir an Weihnachten feiern, er will das Heil aller Menschen – auch quer durch alle Höhen und Tiefen der Geschichte. Und gerade, weil aktuell wohl niemand, der bei Verstand ist, auf die Idee käme, über unsere Zeit zu sagen: „da Frieden war auf der ganzen Welt“, gerade deshalb hören wir die Verheißung des Friedenskönigs, des Immanuel, des Gott mit uns, vielleicht noch einmal dünnhäutiger und wacher als sonst.

Am Ende des Martyrologiums wechselt die festliche Melodie recht plötzlich und der Vortrag endet mit einem eher traurigen, nach Moll klingenden Zitat aus dem Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“. Denn, wir wissen ja als Christenmenschen alle, wie es mit dem Jesuskind enden wird: „Am Anfang der Stall – am Ende der Galgen“, so übertitelte Walter Jens seine Übersetzung des Matthäus-Evangeliums. Dieses Kind, es wird Frieden bringen, freilich ganz anders als die Herrscher dieser Welt.

Der Herr bringt Frieden, weil er sein Leben hingibt für uns und für alle, weil er dies tut in absoluter Gewaltlosigkeit, weil es selbst jenen, die ihn ans Kreuz schlagen, verzeiht und vergibt.

An Weihnachten feiern wir, so endet auch das Martyrologium: „die Geburt unseres Herrn Jesus Christus in unserm armen Fleisch“!

Geboren, mitten hinein in all die Irrungen und Wirrungen der menschlichen Geschichte, begleitet auch von unserer Hoffnung auf Frieden für die ganze Welt. Gerade in diesen Tagen!

Herzlich lade ich Sie zusammen mit dem Team der #messeumhalb6 und der Kommunität der Schwestern des Erlösers ein zur Mitfeier der Gottesdienste an Weihnachten und in der Weihnachtszeit!

Ihr M. Stuflesser

Hier geht es zu den Gottesdienstzeiten an Weihnachten.

 

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