Intern
Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft

Vatikan: Neuer Präfekt der Gottesdienstkongregation

09.12.2008

Der spanische Kardinal Antonio Canizares Llovera ist von Papst Benedikt XVI. zum neuen Präfekten der Vatikan-Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung ernannt worden. Der spanische Kardinal löst an der Kurie den Nigerianer Francis Arinze ab, der die Kongregation seit 2002 geleitet hatte. Canizares Llovera, der am 15. Oktober 1945 in Utiel bei Valencia geboren wurde, leitete seit 2002 die Erzdiözese Toledo. Er verfügt über keine spezifische liturgietheologische Ausbildung, ist aber seit Jahren Mitglied der Glaubenskongregation. Unmittelbar nach seiner Kardinalsernennung 2006 berief ihn Benedikt XVI. in die Kommission „Ecclesia Dei“, die für Belange der Liturgie nach dem „außerordentlichen Usus“ von 1962 zuständig ist. (rv)

Kardinal Canizares: ein Portrait
Wer ist der neue Spanier an der Kurie? Skizzen zu einem Porträt von Stefan von Kempis.
„Der gehorsame Kardinal“ – so überschreibt die eher linke Zeitung „El Pais“ einen Artikel über Canizares. Gehorsam sei ein wesentlicher Zug an dem schmächtigen, kleingewachsenen Intellektuellen; schließlich laute sein Wahlspruch ja „Dein Wille geschehe“, und dem Papst sei Canizares immer schon besonders treu ergeben gewesen. Schon, als dieser noch gar nicht Papst war: Kardinal Joseph Ratzinger berief den Theologen, der aus der Region von Valencia kommt, 1995 an die Glaubenskongregation, wo Canizares an der spanischen Fassung des Weltkatechismus mitarbeitete. Der neue Papst Benedikt machte den Spanier 2006 schon in seinem ersten Konsistorium zum Kardinal. Und kleiner Ratzinger, „Ratzingerin“, wurde Canizares früher oft von Studenten genannt. „El Pais“ hat daher schon lange den Wechsel von Canizares nach Rom vorhergesagt – an die Glaubenskongregation oder, wie jetzt verwirklicht, an die Liturgiekongregation. Das sei zwar nur ein nachgeordnetes Ministerium, aber in der Ära des liturgie-interessierten Papstes Benedikt doch besonders wichtig.
Der neue spanische Kardinal an der römischen Kurie war schon mit 47 Jahren Bischof von Avila, vier Jahre später von Granada. 2003 wurde er Erzbischof von Toledo – und damit Primas von Spanien. Von den zehn Purpurträgern seines Landes ist er der jüngste. Veröffentlicht hat Canizares nur eine Handvoll Bücher, doch hat ihn die renommierte Akademie für Geschichtswissenschaften in ihre Reihen aufgenommen. Einen Namen hat Canizares sich in den letzten Jahren mit seinen klaren Stellungnahmen zu Projekten der Madrider Linksregierung gemacht. Die Schärfe seiner Kritik hielt ihn aber nicht davon ab, mit eben dieser Regierung ein solides neues System der Kirchenfinanzierung auszuhandeln. Bekannt ist auch sein gutes Verhältnis zu Vize-Ministerpräsidentin Maria Teresa Fernandez de la Vega. Canizares gilt als bedächtiger Zuhörer – und zugleich als Mann des klaren Wortes, mit einem Faible für den Stierkampf. Mit Blick auf sein neues Amt ist von Interesse, dass er zur Kommission „Ecclesia Dei“ gehört, die sich um einen Ausgleich mit Traditionalisten bemüht, und dass er im Sommer eine Messe im außerordentlichen Ritus zelebriert hat. Er interessiert sich für Kirchenmusik – und für den mozarabischen Ritus, der sich in seinem Erzbistum über die Jahrhunderte erhalten hat. (rv/el pais)

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