Intern
Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft

Bilder, die von Gott erzählen?

05.12.2016

Fortsetzung der Reihe "Liturgie der Zukunft"

Zum insgesamt neunten Mal fand am vergangenen Samstag, den 04.12.2016, eine Abendveranstaltung im Rahmen der  jährlichen Veranstaltungsreihe „Liturgie der Zukunft“ statt. Die diesjährige Veranstaltung widmete sich unter dem Titel „Solange Menschen atmen, werden sie Bilder brauchen...“ (Ben Willikens) dem Themenfeld „Liturgie und Kunst“. Der Einladung des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft der Universität Würzburg (Prof. Dr. Martin Stuflesser) und des Liturgiereferats des Bistums Würzburg waren renommierte Vertreter aus dem Bereich der Kunst und der Kirche gefolgt. Das zahlreich erschienene Publikum konnte sich somit auf eine spannende Podiumsdiskussion freuen. 

Hatte Art. 122 der Liturgiekonstitution die sakrale Kunst noch als die höchste Form der schönen Künste bezeichnet, sprach der Maler Ben Willikens im Jahr 1997 in seinem Vortrag „Was ist das – Kunst?“ hinsichtlich der Partnerschaft von Kunst und Kirche von einer gegenseitigen Beschädigung, die im Wesentlichen auf die Überinterpretation und Vereinnahmung der Kunst zurückzuführen sei. De Podiumsgäste standen somit vor der Herausforderung, das Verhältnis von Liturgie und Kunst neu zu bedenken. 

Eröffnet wurde der Abend durch ein von dem Mönch und Künstler P. Meinrad Dufner OSB (Münsterschwarzach) gestaltetes, freies Abendlob zum Thema „Brotvermehrung“, bei dem die Gottesdienstteilnehmer intensiv mit in das meditative Handlungsgeschehen einbezogen wurden. In dem unmittelbar daran anknüpfenden Podiumsgespräch, das von dem ehemaligen Kurator des Kunstprojekts der DBK 2015, Dr. Walter Zahner, moderiert wurde, betonte der Benediktiner, das Ziel solcher Aktionen sei es, „dass die Menschen wieder dazu befähigt werden, sich den bildenden Künsten mit all ihren Sinnen zu öffnen, die Sprache der Bilder neu zu entdecken und so in die Kommunikation mit dem Transzendenten treten zu können“. Erst durch die Körperlichkeit und die Sinnlichkeit werde der Mensch geist- und letztlich auch liturgiefähig. 

Auch Bischof Dr. Friedhelm Hofmann unterstrich, dass der verkopfte Mensch diese Begabung verloren habe. Er forderte, neue Wege zu suchen, Menschen wieder Zugänge zur Kunst zu ermöglichen. Bilder könnten dem Menschen „das Faszinosum vor Augen führen, das er nicht begreifen kann, und ihn so immer wieder mit neuen Aspekten theologisch begeistern und herausfordern“. Durch die Deutung der Zeichen bekomme die Kunst schließlich eine liturgische Dimension. 

Dazu dürfe Kunst allerdings nicht durch voreilige Interpretationen in ihrer Wirkung eingeschränkt werden, mahnte Prof. DDr. Thomas Sternberg an. Der Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken gab zu Bedenken, „dass nur so die Kunst im Betrachter wirken und freie Assoziationen hervorrufen kann“. Mit Hilfe ihrer wirkmächtigen Bilder führe ein gutes Kunstwerk den Rezipienten schließlich hinein in die Liturgie, die angesichts ihrer sinnlichen Metaphorik schließlich selbst eine Kunstform sei. 

Prof. Dr. Martin Stuflesser fügte hinzu, dass hierfür die liturgischen Symbole und Zeichenhandlungen aber auch ernst genommen und in den liturgischen Feiern wieder klarer und aussagekräftiger inszeniert werden müssten. Anschauliche und leicht fassbare Symbole seien in der Lage, Begegnungen der Gläubigen mit dem göttlichen Mysterium zu ermöglichen, indem sie dem Einzelnen das liturgische Handlungsgeschehen begreifbar machten und so die bewusste, tätige Teilnahme der Gläubigen forderten und förderten. 

Durchwegs einig waren sich die Podiumsgäste am Ende dieses intensiven, aber rundum gelungenen Abends schließlich darin, dass der darstellenden Kunst das hohe Potential der Erschließung des Transzendenten zugrunde liegt. Unverzichtbar sei hierfür allerdings eine hohe Qualität der sakralen Kunstwerke, damit diese, wie die Künstlerin Danuta Karsten resümierte, „am Ort der Versammlung einen Rahmen eröffnen, in dem der Mensch in ein Gespräch mit und über den Höchsten geraten kann“.

Zur Reihe „Liturgie der Zukunft“:

Die Reihe „Liturgie der Zukunft“ wurde 2008 von Prof. Dr. Martin Stuflesser (Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft, Universität Würzburg) in Zusammenarbeit mit dem Liturgiereferat des Bistums Würzburg ins Leben gerufen worden. Ziel der Reihe ist es – ganz im Geiste der am 04.12.1963 verabschiedeten Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium (SC) – mit prominenten Gästen aktuelle liturgische Themen zu diskutieren.

 

Bilder: © Jessica Krämer

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Von Andreas Köbinger

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