Erosion des christlichen Glaubens?
Hans-Georg Ziebertz (Hg.)
LIT-Verlag, Reihe: Wissenschaft aktuell - Theologie, Bd. 4, 142 S.
14.90 EUR, br., ISBN 3-8258-7092-8
Regelmäßig zu Weihnachten kommen demoskopische Untersuchungen auf den Markt, die den Glauben in Deutschland beleuchten. In derselben Regelmäßigkeit wird darin von der Marginalisierung der Kirchen, der Auflösung von Religion oder von der Erosion des Glaubens gesprochen. In der Osterzeit widmet man sich der Frage, ob die Deutschen noch an die Auferstehung glauben. Im ersten Teil dieses Bandes werden eine Reihe solcher Erhebungen zum Teil kritisch analysiert. Es wird gefragt, was dort untersucht wird, welche Fragen gestellt und wie die Antworten interpretiert werden. Die Autoren untersuchen, welche Erkenntnisinteressen aus den Studien rekonstruiert werden können. … Ob es tatsächlich Erosionstrends gibt und wenn es sie gibt, wie sie beschaffen sind, erörtern die Beiträge im zweiten Teil des Bandes. Auf der Basis je eigener Untersuchungen wird der Frage nachgegangen, welche und wie viel Religion es in der anscheinend religionslosen Zeit gibt. Die Antworten fallen ebenso differenziert aus. Dass sich die kirchliche Vermittlung von Religion in einer prekären Situation befindet, zeigen nicht nur Daten aus Ostdeutschland. Aber Religion ist nicht gleich Christentum und beides ist nicht identisch mit einer der Kirchen. Die Differenzierung der Begrifflichkeit erweitert den Blick und schafft Raum, genauer hinzusehen und schließlich auch mehr zu sehen. Flotte Slogans wie „Erosion“ und „Schwund“ scheinen jedenfalls nicht ohne weiteres aufrechterhalten werden zu können. Daher ist es evident, dass die Frage nach den pastoralen oder religionspädagogischen Handlungsmöglichkeiten überraschend fruchtbar ausfällt. Die Veränderung des religiösen Feldes ist nicht nur ein betroffen machendes Schicksal, das lähmend auf Theologen und Kirchenleute zukommt. Eher stellt sich das Gegenteil ein: Wer sich auf die Veränderungen einlässt, entdeckt einen Überschuss an Handlungsmöglichkeiten – jedenfalls zeigen sich mehr Handlungsalternativen, als man praktisch ergreifen kann.
Autoren:
Prof. Dr. Anton A. Bucher, Salzburg
Prof. Dr. Michael N. Ebertz, Freiburg
Prof. Dr. Wilhelm Gräb, Berlin
Dr. Boris Kalbheim, Würzburg
Prof. Dr. Medard Kehl, Frankfurt/St.Georgen
Prof. Dr. Hubert Knoblauch, Berlin
Dr. Michael Krüggeler, St. Gallen
Dr. Olaf Müller, Frankfurt/Oder
Dr. Michael Nüchtern, Karlsruhe
Dr. Gert Pickel, Frankfurt/Oder
Dr. Ulrich Riegel, Würzburg
Prof. Dr. Christoph-Theodor Scheilke, Stuttgart
Dr. Bernt Schnettler, Berlin
Prof. Dr. Friedrich Schweitzer, Tübingen
Prof. Dr. Werner Tzscheetzsch, Freiburg
Prof. Dr. Dr. Hans-Georg Ziebertz, Würzburg